Danke und mach’s gut, Rippin!
Filiale an der Scharnpassage schließt Samstag
Es ist noch früh am Morgen, wenn Bianca Wanserski, Ulrike Butsche, Birgit Frese und Sabrina Hücker die ersten Brötchen in die Auslage legen und ein schwacher Geruch von frisch aufgebrühten Kaffee den kleinen Verkaufsraum durchströmt. Es ist kurz vor acht und für September ein relativ kühler Morgen, doch Bianca weiß, pünktlich zur vollen Stunde wird, wie jeden Morgen, die Klingel an der Tür fröhlich bimmeln, die ersten Gäste werden freundlich grüßen und ihre Tassen mit dem heißen Wachmacher befüllt haben wollen.
Ein bisschen Wehmut liegt in der Luft, denn so ziemlich alle, Mitarbeiter, Stammgäste und die Laufkundschaft, wissen, dass dies die letzte Woche mit dieser täglichen Routine sein wird. Ab Montag wird das kleine Ladengeschäft in der Scharnpassage 10 geschlossen bleiben. Niemand wird auf den kleinen Bistrostühlen vor den Fenstern Platz nehmen, niemand wird frischen Kaffee in Coffee-to-go-Becher füllen für die arbeitswütigen Angestellten rund um den Domhof, niemand wird für die hungrigen Gäste auf Wunsch ein frisches Brötchen schmieren. Denn Samstag ist offiziell der letzte Tag für das kleine Bäckerei-Bistro Rippin, das seit 17 Jahren an dieser Stelle für viele Gesichter der Stadt eine feste Institution darstellte. Mit der Umstrukturierung und dem geplanten Bau eines Geschäftshauses am Scharn muss auch dieser Treffpunkt seine Sachen packen und das Revier freigeben. „Nach so langer Zeit hier weg, das ist schon seltsam“, sagt Bianca nachdenklich. Auf die Frage, ob sie, die Mitarbeiter und Gäste schon ein wenig wehmütig dem Abschied entgegenblicken, kommen eindeutige Antworten. „Am meisten werden mir viele unserer Stammkunden fehlen, nicht wahr?“, fragt ihre Kollegin Sabrina in Richtung eines dieser Stammkunden, die täglich zu Gast sind. Dieser nickt nachdenklich. Eine andere Kundin klinkt sich ein ins Gespräch: „Das war hier immer ein toller Treffpunkt, so idyllisch gelegen. Die Schließung macht uns schon ziemlich traurig.“ Man merkt, wie die Stimmung in dem kleinen Lokal merklich melancholischer wird.
Über die Jahre wurden gemeinsam fröhliche, aber auch stille Momente geteilt und allmorgendlich aufs Neue geplauscht und über das Leben philosophiert. Auch die Stammgäste sind nie um einen Spruch verlegen – seien es die netten Senioren, die gemeinsam in alten Zeiten schwelgen und sich gegenseitig aufs Korn nehmen; der Stadtpolizist, der sich in der Pause seiner Streife auf ein Gespräch mit interessierten Bürgern einlässt, oder eben die durstigen Angestellten rund um den Rathauskomplex, die für eine nette Ablenkung immer empfänglich sind. „Es wird schon was fehlen, wenn diese Tür geschlossen bleibt“, sagt eine Stammkundin und guckt wehmütig auf die Rippin-Pforte. Noch stehen die betagten Herren an den Bistrotischen, doch schon Montag wird hier gähnende Leere herrschen. Fraglich ist, ob und wo sie sich dann alle wiedertreffen werden. Zu wünschen wäre es den herzlichen Stammgästen der Rippin-Filiale. Denn dieser Ort war weit mehr als schlicht ein Bäcker – das Bistro im Rathausinnenhof war Treffpunkt, Klatschbude und ein Stückchen Heimat. Es bleiben die weiteren Filialen an der Bachstraße und der Mainstraße, bei letzterer ist die Eröffnung einer neuen Kaffeeecke geplant. Auch der Geschäftsinhaber Stephan Rippin bedauere die Schließung, doch aufgrund mangelnder Alternativen im Stadtgebiet und der generell schwierigen Geschäftslage müsse dieser Schritt schweren Herzens gegangen werden. Zum Abschied dankt Rippin nochmal allen seinen Gästen und Freunden für 17 Jahre Treue und begrüßt natürlich alle gerne in einer der übrigen Filialen in Minden.
Auch uns vom Minden Kurier wird etwas fehlen – nicht nur der Kaffee direkt vor der Haustür, sondern auch viele nette Gespräche und der eine oder andere Scherz, der einem an langen Arbeitstagen die Laune erhellte. Daher sagen wir vom Miku herzlich: Mach’s gut, Rippin! Wir wünschen dir und deinen Mitarbeitern auch weiterhin viel Erfolg! (nh)