„Moin weißer Mann – Moin schwarzer Mann“
Bei Amar Doctor ist die Motivation den den Beruf des Tischlers besonders hoch
Wenn Amar Doctor „Moin“ in den Betrieb ruft und dabei seine Reihe weißer Zähne aufblitzen lässt, dann schallt es „Moin“ zurück und man merkt, dass der junge Mann aus dem Nordsudan im Betrieb „Schock Fenster“ anerkannt und beliebt ist.
Vor etwa zwei Jahren startete die Odysee von Amar im Nordsudan. Er flüchtete aus Darfur alleine über Ägypten zu Fuß, mit dem Bus und dann über das Mittelmeer mit dem Boot: „Fünf Tage lang war ich unterwegs bis Griechenland und lebte dort drei Monate auf der Straße, ohne Chancen, ohne viel Essen und Schlaf!“ Dann fuhr der Nichtschwimmer wieder über das Wasser: „Mit einem Schlauchboot ging es nach Italien. Ich hatte viel Angst!“ Unter einem Lkw hängend ging es weiter. Die Risiken waren groß, die Chancen auf ein selbstbestimmtes Leben in Deutschland waren größer. Amar wusste: „Ich musste schnell Deutsch lernen!“ Und das tat er auch.
Zielstrebig und mit freundlichem Wesen versuchte er schon im Übergangsheim im Kerschensteinerweg in Rinteln, als Sprachmittler zwischen der deutschen und arabischen Sprache zu helfen, wo es ging. Schnell war ihm klar: „Ich will Tischler werden!“ In der Klasse „Sprint“ in der Berufsbildenden Schule lernte er die Maschinen kennen, mit denen sich Holz und andere Materialien bearbeiten lassen. Sein Problem: „Im Sudan habe ich nur fünf Jahre die Schule besucht. Hier muss ich noch viel lernen!“ In Michael Hintz von der BBS und Fritz Pape von der Kreishandwerkerschaft Schaumburg hatte Amar Förderer für sein Ziel. Er bekam einen Praktikumsplatz bei „Fenster Schock“ und Lars Schock ist hochzufrieden mit seinem Schützling: „Er hat eine erkennbar hohe Motivation, lernt viel und sieht die Arbeit!“ Das sei nicht selbstverständlich bei Praktikanten. Mit seinem Anleiter Oliver Brennecke war Amar schon auf Montageeinsätzen und zeigte sich auch da talentiert: „Und bei den Kunden kommt seine freundliche Art auch sehr positiv an“, freut sich Schock, der Amar schon einen Ausbildungsplatz nach dem Praktikum angeboten hat.
Für Amar ein wichtiger Schritt zu einem Bleiberecht in Deutschland: „Ich will hier nicht mehr weg“, sagt Amar, der als Moslem keinerlei Probleme im Betrieb mit seiner Religion hat: „Wenn meine Kollegen Essen mit Schweinefleisch holen, bringen sie mir Hähnchen mit; Religion ist im Betrieb kein Thema!“ Und dann geht Amar wieder durch den Betrieb, ruft „Hi, weißer Mann!“ und bekommt zurück „Hi, schwarzer Mann!“ Alle lachen, Amars Fröhlichkeit steckt an und man fragt sich: Woher holt Amar ohne das Netz und den doppelten Boden von treusorgenden Eltern im Hintergrund diese Zuversicht? Für Lars Schock eine klare Sache: „Amar hat einen starken Willen und ein klar definiertes Ziel: Tischler!“