Drei Gerüchte, drei Faktenchecks
Vergewaltigung in der Pulverstraße erhitzt die Gemüter
Seit der Vergewaltigung in Minden kursieren speziell in den sozialen Netzwerken wieder unterschiedliche Gerüchte und Vorwürfe. In den Kommentarspalten lokaler Foren und heimischer Medien wird der Vorfall als Beweis herangezogen für sexuell übergriffige Flüchtlinge, Polizeiversagen und Vertuschung. Wir haben drei Gerüchte auf ihren Wahrheitsgehalt geprüft.
1) „Wegen der Flüchtlinge ist die Anzahl der Vergewaltigungen in den vergangenen Jahren deutlich angestiegen!“
Das stimmt nicht. Im vergangenen Jahr verzeichnete die Polizei 21 Vergewaltigungen im Kreis Minden-Lübbecke. 2013 und 2014 – vor der stark gestiegenen Zuwanderung – kam es zu 22 beziehungsweise 20 Fällen. 2015 waren es 15 Vergewaltigungen. Die Zahlen entstammen den polizeilichen Kriminalstatistiken der vergangenen Jahre.
2) „Die Polizei hat versagt. Sie hätte den Täter früher aus dem Verkehr ziehen müssen!“
Ja, der Tatverdächtige war der Polizei schon länger bekannt. Laut Gesetz können spätere Täter nicht einfach vorsorglich festgenommen werden. Die Schwere der vorherigen Straftaten habe nicht ausgereicht, um den Zuwanderer zu inhaftieren, erklärt Polizeisprecher Ralf Steinmeyer. Der Polizei zufolge haben die Delikte auch nicht darauf schließen lassen, dass der Zuwanderer eine Vergewaltigung begehe.
3) „Warum hat die Polizei die Öffentlichkeit erst am Montag über die Vergewaltigung informiert und nicht gleich am Freitag? Wollte sie den Vorfall vertuschen?“
Bei schwerwiegenden Sexualdelikten wie in der Pulverstraße wiegt der Opferschutz höher als das öffentliche Interesse. Zuerst hat die Polizei den Tathergang rekonstruiert, mit dem minderjährigen Opfer und den Angehörigen gesprochen. Erst dann wurde die Öffentlichkeit informiert.
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