Jugend ist Zukunft
Jugendhäuser in Minden und Umgebung
„Die Jugend ist unsere Zukunft“ – wie oft hat man diesen Satz schon gehört, und das über mehrere Generationen? Jugendhäuser und Jugendtreffs leisten einen wichtigen Beitrag zur demokratischen Entwicklung unserer Jugendlichen. Doch wie steht´s eigentlich um unsere Jugendhäuser? Sind sie ausreichend aufgestellt und können Ihrer Aufgabe nachkommen? Besteht vonseiten der Jugendlichen überhaupt noch Interesse?
Förderung der Selbstständigkeit
Die offene Kinder- und Jugendarbeit ist ein Teilbereich der sozialen Arbeit und soll Kinder und Jugendliche auf ihrem Weg in die erwachsene Selbstständigkeit begleiten und fördern. Durch das freiwillige Mitwirken der Jugendlichen soll Eigenverantwortlichkeit und Gemeinschaft gefördert werden. Offene Einrichtungen, wie Jugendhäuser und Jugendtreffs grenzen sich somit von anderen Formen der Jugendarbeit insofern ab, dass ihre Angebote ohne besondere Zugangsvorraussetzungen oder Mitgliedschaft kostenfrei genutzt werden können. Somit leistet sie insbesondere für bildungs- und sozial benachteiligte junge Menschen mit ihrem niederschwelligen Zugang einen wichtigen Beitrag zur Integration und vermeidet Ausgrenzung.
Minden ist Vorreiter
Während Minden mit fünf dezentralen städtischen Jugendhäusern in der offenen Jugendarbeit sehr gut aufgestellt ist, fand in Porta Westfalica ein starker Rückgang statt. „Vor rund 20 Jahren hatte die Stadt Porta Westfalica in Lerbeck, Hausberge, Vennebeck, Möllbergen, Veltheim und Eisbergen sechs eigene Jugendtreffpunkte“, berichtet Babette Lissner, Sprecherin der Stadt Porta. Heute gäbe es nur noch den städtischen Treff „JUGI 71“ in Lerbeck, dafür aber weiterhin sechs kirchliche. „Vor etwa acht Jahren beschlossen der Jugendhilfeausschuss und der Rat fünf Jugendhäuser der Stadt zu schließen und dafür die Jugendtreffs der Kirche mit öffentlichen Mitteln zu fördern“, so Lissner weiter. Warum es zu dieser Entscheidung kam, erklärt Lissner mit dem Subsidiaritätsprinzip, nachdem freie Träger von eigenen Einrichtungen gefördert werden könnten. Außerdem sei es ein schleichender Prozess gewesen, denn der Treff in Veltheim wurde bereits 1998 geschlossen.
Die ländlich geprägte Stadt Petershagen kann in ihrem Jugendzentrum weder Rückgang noch ansteigenden Zulauf verzeichnen. „Wir hatten von Anfang an und seit 20 Jahren nur ein einziges städtischen Jugendzentrum, für das ein hauptamtlicher Jugendpfleger regelmäßige Öffnungszeiten garantiert“, informiert Karl-Heinz Hucke von der Sozial- und Schulverwaltung der Stadt Petershagen. Mit dem Zentrum wolle man die Jugendlichen erreichen, die nicht in Vereinen aktiv sind und ihnen eine sinnvolle Freizeitgestaltung ermöglichen, ergänzt der ehemalige Mitarbeiter des Jugendzentrums, Patrick Bicknese.
Dezentrale Häuser in Brennpunkten
Die Stadt Minden konzentriert sich vor allem auf benachteiligte Jugendliche in den sozialen Brennpunkten, möchte mit ihren Häusern aber trotzdem Angebote für alle jungen Menschen in Minden zur Verfügung stellen. „Wir wollen nicht nur defizitorientiert arbeiten, sondern sind offen für alle“, bestätigt Daniela Thoring, Koordinatorin von Jugendarbeit und Jugendschutz der Stadt Minden. Sie ist stolz darauf, dass die Politik trotz angespannter Haushaltslage der Jugendarbeit einen hohen Stellenwert einräumt und diese fördert. Im Jahr 1995 habe es vier städtische Jugendtreffs mit 13,5 Angestellten gegeben. Dazu kamen vier Einrichtungen in freier Trägerschaft. Wie Thoring weiter berichtet, gab es 2005 einen leichten Einschnitt: Drei der vier freien Jugendtreffs wurden geschlossen und die städtischen mussten mit nur noch 10 Angestellten für die offene Jugendarbeit auskommen. Heute ist die Stadt Minden besser aufgestellt denn je: Mit fünf städtischen Jugendeinrichtungen und 14,5 Stellen ist sie Vorreiter für ihre Nachbarkommunen. „Unsere Jugendhäuser konnten bisher keinen Rückgang der Besucherzahl verzeichnen. Im Gegenteil: Für die Alte Schmiede sollen noch weitere Räume angemietet werden“, berichtet Thoring. Der Koordinatorin ist es wichtig ein stadtweites Konzept zu verfolgen, dass sich mit den dezentralisierten Häusern gut verwirklichen ließe. „Unsere Brennpunkte liegen in Bärenkämpen, Rodenbeck, am rechten Weserufer und in der Innenstadt. Dort wo kinderreiche Familien leben und schwache Strukturen vorherrschen.“ Und genau da sollen die jeweiligen Jugendhäuser ihren Beitrag zur sozialen Entwicklung der benachteiligten Heranwachsenden leisten. „Unsere Schwerpunkte liegen hier auf Bildung und Partizipation. Das heisst, wir leisten viel außerschulische Arbeit wie Sport und Kultur, die zur Selbstbildung beitragen, und wollen gleichzeitig zum selbstbestimmten Mitwirken anregen“, beschreibt Thoring die Aufgaben der Einrichtungen. Das Anne Frank Haus sei im Gegensatz zu den anderen Häusern etwas anders aufgestellt: „Diese Einrichtung soll nicht nur ortsbezogen, sondern vor allem stadtweit agieren und damit eine breitete Masse an Jugendlichen ansprechen. Zudem arbeiten wir hier eher projektorientiert.“
Mindens Jugendhäuser
Kinder- und Jugendkreativzentrum Anne Frank
Das Kinder- und Jugendkreativzentrum Anne Frank hat sich aus dem ältesten, in den 60er Jahren entstandenen, Mindener Jugendhaus entwickelt. Es liegt im südlichen Teil der Innenstadt und hat damit eine zentrale Lage. Die Besonderheit dieses Jugendzentrums ist die stadtweite und nicht rein ortsbezogene Kinder- und Jugendarbeit. In der Einrichtung findet vor allem Jugendkulturarbeit statt. So werden zum Beispiel Konzerte oder ein Kinderzirkus selbst organisiert.
Salierstraße 40
32423 Minden
Jugendhaus Geschwister Scholl
Das Jugendhaus Geschwister Scholl bietet seit 1984 stadtteilorientierte Kinder- und Jugendarbeit in Bärenkämpen. In diesem Stadtteil besteht aufgrund vieler ausländischer Jugendliche Probleme hinsichtlich sozialer Benachteiligung und fehlender Sprachkenntnisse. Zugenommen hat dies 2015 vor allem durch den Zuzog vieler Flüchtlingsfamilien. Deshalb sollen die Angebote des Jugendhauses jungen Menschen aus unterschiedlichen sozialen Zusammenhängen gemeinsame Erfahrungen ermöglichen. Das Jugendhaus arbeitet in enger Kooperation mit dem Stadtteilmanagement Bärenkämpen und dem neu geplanten Stadtteilzentrum.
In den Bärenkämpen 52
32425 Minden
Kinder- und Jugendtreff Westside
Der Kinder- und Jugendtreff Westside arbeitet seit Mitte der 90er Jahre sehr ortsbezogen in den Räumen der heutigen Käthe-Kollwitz-Realschule. Sie liegt nördlich von Rodenbeck und in direkter Nachbarschaft zum Königstor. Damit ist sie fußläufig aus den Großsiedlungen erreichbar. Rund 23 Prozent aller Mindener Kinder wohnen in diesen beiden Stadtbezirken.
Piwittskamp 38
32429 Minden
Jugendhaus Alte Schmiede
Das Jugendhaus Alte Schmiede hat seine Arbeit 2003 als erste Einrichtung für Kinder und Jugendliche auf der rechten Weserseite aufgenommen. Die Lage ist zentral an der Schnittstelle zwischen Dankersen, Meißen und dem rechten Weserufer. Auch hier findet eine stadtteilorientierte Jugendarbeit statt, denn vergleichbar mit den Bezirken Rodenbeck und Bärenkämpen stehen den wirtschaftlichen schwachen Familien beim rechten Weserufer wenig finanzielle Mittel zur Freizeitgestaltung ihrer Kinder bereit.
Zur Schmiede 7
32423 Minden
Juxbude
Von 1974 bis 2015 führte der freie Träger „Jugendhilfe Interkulturelles Begegnungszentrum Juxbude e. V.“ die ortsbezogene Arbeit in der Innenstadt durch. Im Januar 2015 ging die Einrichtung mit ihrem Standort am Königswall dann in städtische Trägerschaft über. Von Anfang an drehte sich die Arbeit vor allem um benachteiligte Kinder mit Migrationshintergrund. Auch gab es bereits zu früheren Zeiten Kooperationen zu den anderen Jugendhäusern. Mit ihrer besonders zentralen Lage spricht sie vor allem Kinder- und Jugendliche aus der oberen Altstadt und der Innenstadt, aber auch solche aus den Randbereichen Rodenbeck, Zollern und Königstor an.
Königswall 101
32423 Minden