Schulanfänger sind Verkehrsanfänger
„Elterntaxis“ machen den Schulweg nicht sicherer
Der Schulranzen ist gepackt, die Schultüte gebastelt. Hurra, Mittwoch geht die Schule wieder los! Tausende Schulanfänger werden sich künftig auf den Weg in die Pennen machen und die Straßen säumen. Doch aufgepasst: Schulanfänger sind auch Verkehrsanfänger.
Friedrich-Wilhelm Bünte ist Verkehrssicherheitsberater der Kreispolizeibehörde Minden-Lübbecke. Für den Polizeioberkommissar beginnt die Verkehrserziehung der Kleinen im Elternhaus. Die Eltern müssten ihren Kindern beibringen, wie man rechts und links unterscheidet und wie sie sicher eine Straße überqueren. Den Eltern komme eine Vorbildfunktion zu. „Die Kinder gucken sich alles ab. Radeln die Erwachsenen zum Beispiel auf dem Gehweg, machen sie es ihnen später nach“, sagt Bünte.
Mit Informationsabenden will die Polizei die Eltern für Verkehrserziehung sensibilisieren. „Leider findet der erste Elternabend meist erst im ersten Schuljahr statt. Im Kindergarten fallen die Veranstaltungen in der Regel aus, weil das Interesse ausbleibt.“ Manche Eltern würden die Verkehrsrisiken für ihre Sprösslinge unterschätzen. Kindern fehle das Gefühl für Tempo und Abstände, auch würden sie sich schnell ablenken lassen. „Kinder haben ein deutlich kleineres Blickfeld als Erwachsene. Das Sichtfeld ist links und rechts um je 20 Prozent eingeschränkt“, erklärt Bünte. Fahrzeuge würden aus diesem Grund wesentlich später wahrgenommen. Eltern sollten den Schulweg auf jeden Fall gemeinsam mit ihrem Kind festlegen. „Ein leichter, kurzer Weg sollte drei- bis viermal geprobt, ein langer schwieriger etwa zehnmal geprobt werden. Zur Kontrolle sollten die Eltern sich auch einmal führen lassen, nur so können die Kinder den Schulweg eigenverantwortlich üben und lernen“, empfiehlt der Verkehrsbeamte.
Ein weiteres Problem, das immer akute werde, sind laut Friedrich-Wilhelm Bünte die sogenannten „Elterntaxis“. Aus übertriebener Sorge um ihre Kleinen würden viele Eltern sie inzwischen mit dem Auto bis vors Schultor bringen. Die Sicherheit erhöhe sich so nicht, ganz im Gegenteil, sagt Friedrich-Wilhelm Bünte.
Die „Elterntaxis“ würden zu Verkehrsproblemen und Staus vor den Schulen sorgen.
„Viele ankommende und wegfahrende Autos erzeugen unübersichtliche Situationen und gefährden andere Kinder, die die Straße nicht mehr überblicken können. Und die Kinder, die nur auf der Rückbank sitzen, lernen nicht, wie sie sich im Verkehr verhalten müssen.“ Statt mit dem Auto kutschiert zu werden, sollten die Kinder den Schulweg zu Fuß meistern, wenn er nicht allzu weit ist – „die Kinder kommen an die frische Luft, bewegen sich und nehmen ihre Umwelt und den Verkehr bewusster wahr. So lernen sie am besten!“ Und was Eltern auf keinen Fall vergessen sollten: Reflektoren an Kleidung und Schulranzen sind Pflicht laut Bünte. „Speziell in der dunklen Jahreszeit können die Autofahrer die Kids so besser erkennen.“
Verkehrssicherheitstipps zum Schulanfang
Der Kreis Minden-Lübbecke informiert: So können Eltern dazu beitragen, Unfälle und Gefahren für ihre Kinder zu vermeiden:
• Legen Sie den Schulweg gemeinsam mit Ihrem Kind fest. Achten Sie darauf, dass der kürzeste nicht immer der beste Schulweg ist. Nutzen Sie nach Möglichkeit Ampeln und Zebrastreifen.
• Halten Sie Ihr Kind dazu an, auch bei wenig Verkehr erst an der Bordsteinkante stehen zu bleiben, vor dem Losgehen soll es erst nach links, dann nach rechts und dann wieder nach links schauen, und sich so zu vergewissern, dass es die Fahrbahn gefahrlos überqueren kann.
• Üben Sie mit Ihrem Kind, links und rechts zu unterscheiden.
• Einen leichten, kurzen Weg sollten Sie mindestens drei- bis viermal, einen langen, schwierigen Weg etwa zehnmal zusammen proben. Lassen Sie sich dabei von Ihrem Kind führen, damit Sie sehen, in welchen Situationen es noch unsicher ist.
• Unter keinen Umständen sollten Erstklässler allein mit dem Rad zur Schule fahren.
• Schicken Sie Ihr Kind am besten mit heller Kleidung zur Schule. Ab Herbst verlässt Ihr Kind morgens bei Dunkelheit das Haus. Reflektoren an Kleidung und Schulranzen sind ebenfalls sehr wichtig, denn dadurch können auch Autofahrer Ihr Kind besser erkennen.