Was ist eigentlich wirklich gemeint?
In Minden wird viel erzählt. Zum Beispiel hört man immer wieder das rechte Weserufer müsse gestärkt werden. Es wäre die „falsche Weserseite“. „Nee, da will ich nicht wohnen. Schau dir doch mal das Bahnhofsviertel an, die Kaserne, die alte WCG und das Areal der ehemaligen Glasfabrik. Nee, da will ich nicht wohnen!“
In Minden wird viel erzählt. Da wird im Bürgermeisterwahlkampf von einer neuen Mehrzweckarena gesprochen. Die muss unbedingt auf das rechte Weserufer. Das Gelände des Güterbahnhof wäre ideal. Da wird davon gesprochen, die Kaserne in ein Studentenwohnheim umzubauen. Da wird ein großer Baumarkt auf dem Gelände der Glasfabrik angesiedelt und da werden hochwertige Eigentumswohnungen mit eigener Marina am alten Weserhafen gesehen. Wie gesagt, in Minden wird viel erzählt. Nur, was ist wirklich gemeint? Kann man das Ernst nehmen oder gibt es viele Interpretationsmöglichkeiten?
Stellen Sie sich doch einmal folgende Geschichte vor: an einem schönen und warmen Sommertag fahren zwei junge Männer mit einem offenen Cabrio die Serpentinen einer Bergstraße hinauf. Da kommt ihnen vor einer scharfen Kehre ein anderes Cabrio mit einer jungen Frau entgegen. Als die beiden Fahrzeuge auf gleicher Höhe sind, ruft die junge Frau den Männern zu: „Schweine!“ Die beiden sind empört. Wie kann die so etwas zu uns sagen? Die kennt uns doch gar nicht. Unverschämtheit! Als die beiden durch die Kehre gefahren sind, stehen auf einmal drei Wildschweine auf der Straße.
Sehen Sie, liebe MiKu-Leser, es gibt verschiedene Interpretationsmöglichkeiten. Die beiden Männer fassten den Ausruf als Beleidigung auf. Die junge Frau dagegen wollte die beiden vor einer Gefahr warnen. Wie können wir jetzt das Gerede über das rechte Weserufer auffassen? Was ist wahr und was ist falsch? Ich persönlich frage mich das seit einiger Zeit. Und ich glaube unseren „Vertretern“ schon lange nicht mehr. Warum? Es geschieht nichts. Fast nichts. Es wird geredet, zerredet. Klar ist, die Kampa-Halle ist abgängig. Die Reparaturkosten zu hoch. Eine neue Arena für unseren Handballbundesligisten GWD Minden wäre toll. Und für die vielen Veranstaltungen, die demnächst in der Kampa-Halle nicht mehr durchgeführt werden können. Und das Gelände des Güterbahnhofs wäre ideal. Aber was liegt im Untergrund? Wer zahlt? Ist das ueberhaupt zu bezahlen? Alles nur Gerede um die Menschen auf dem Kohlenufer zu beruhigen? Schaut mal, wir machen ja etwas?
Und die Kaserne? Eine Ruine unter Denkmalschutz. Nichts bewegt sich an diesem Schandfleck der Stadt. Der Investor soll schon abgesprungen sein. Und schlimmere Gerüchte. Über den neuen Baumarkt auf dem Gelände der Glasfabrik streiten sich unsere Politiker seit Jahren. Alles faules Gequatsche? Was ist mit der Gastronomie in der Löffler-Immobilie? Angeblich gibt es für die Aussengastronomie keine Genehmigung? Gerüchte über Gerüchte!
Dabei ist die rechte Westseite voll mit Juwelen. Man muss diese nur vermarkten. Ich stamme von dort. Bin an der Viktoriastrasse geboren und aufgewachsen. Habe am Osterbach und in den Wiesen dort eine glückliche Kindheit verbracht. Schiffe schwimmen lassen, im Winter auf den überschwemmten Wiesen Schlittschuh gelaufen oder am Fort C gerodelt. Die rechte Westseite könnte ein Paradies sein. Was macht denn die Mindener Stadtmarketing? Glauben Sie, im Raum Bückeburg oder Stadthagen würde man das Fort A oder Fort C kennen? Warum nicht? Das sind Kleinode unserer Stadt! Warum werden diese nicht vernünftig vermarktet? Warum tut sich nichts auf dem Glasfabrik Gelände? Warum tut sich nichts an der Friedrich-Wilhelm-Straße? Haben Sie sich schon einmal die „Röber-Ruine“ angeschaut? Und das WCG-Gelände? In Minden wird geredet und geredet. Aber es geschieht auf der „schälen“ Seite kaum etwas. Und es ist so schade. Mein Kindheitsparadies verkommt. Denken Sie an meine kleine Geschichte. Man kann diese Kolumne nun als Beleidigung auffassen oder als Warnung. Auch als Ansporn.