Die Stadt auf der anderen Seite
Das Rechte Weserufer von Minden
Das Rechte Weserufer hat es noch nie leicht gehabt. Es wurde vernachlässigt, vergessen, verschmäht. In vielen Mindener Köpfen ist die rechte Weserseite die „falsche“, die schäbige Seite der Stadt. Verwaiste Fabrikbauten, Industriebrachen und verwilderte Pfade verfestigten ihren schlechten Ruf. Zum Leidwesen der Bewohner. Wir haben nachgeforscht, ob Aussicht auf Besserung besteht.
Multifunktionshalle am Alten Güterbahnhof
Eine Multifunktionshalle wäre ein wichtiger Impuls für das Rechte Weserufer, sagt Lars Bursian, Bau-Beigeordneter der Stadt Minden. Die Realisierung einer solchen Halle auf dem Gelände des Alten Güterbahnhofs wird derzeit vom Kreis Minden-Lübbecke, der Stadt Minden und regionalen Wirtschaftsunternehmen geprüft. „Eine Multifunktionshalle würde die Attraktivität des ganzen Quartiers steigern“, erklärt Bursian. 4000 Zuschauer könnten die Heimspiele von GWD Minden sehen, auch Konzerte, Messen und Kongresse wären möglich. Gebaut werden würde der Komplex von der EFM Management AG, einer Projektgesellschaft aus Frankfurt. Bei den heimischen Entscheidungsträgern gibt es laut der EFM breite Unterstützung: 90 Prozent der Befragten würden für eine Multifunktionshalle plädieren. Die Projektgesellschaft weist auf ein Einzugsgebiet von circa einer Million Einwohnern hin, „im Umkreis von 50 Kilometern gibt es keinen Wettbewerber mit einer vergleichbaren Eventstätte.“ Der angedachte Eröffnungszeitraum liegt im Frühjahr 2020.
Lars Bursian, Bau-Beigeordneter der Stadt Minden: „Eine Multifunktionshalle würde die Attraktivität des ganzen Quartiers steigern.
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Glashüttengelände und alte Löffler-Fabrik
Den Bau einer Multifunktionshalle würde auch Edith von Wrisberg begrüßen, stellvertretende Fraktionssprecherin der Mindener Initiative, einer unabhängigen Wählervereinigung. Seit Jahren moniere die Mindener Initiative zusammen mit der FDP und Teilen der CDU den wirtschaftlichen Stillstand am Rechten Weserufer. Speziell die Entwicklung des ehemaligen Glashüttengeländes Gerresheim müsse die Stadt forcieren. „Das Areal hat sehr viel Potenzial, liegt aber seit Jahrzehnten brach und vergammelt“, sagt von Wrisberg. Investoren für das Gelände habe es in der Vergangenheit reichlich gegeben, zuletzt sei einem Entwickler für einen großen Baumarkt und ein Gartencenter abgewunken worden. Stattdessen habe die Stadt – noch unter Bürgermeister Michael Buhre – das Glashüttengelände als Industrie- und Gewerbegebiet ausgewiesen, „obwohl sich seit bereits 35 Jahren keine Industrie für das Areal findet“, wie von Wrisberg sagt. Seitdem ruhe das Thema Glashüttengelände. Genau wie bei der Entwicklung der ehemaligen Löffler-Fabrik vermisse Edith von Wrisberg das nötige Engagement der Entscheidungsträger, dabei „lassen sich doch immer Wege finden, wenn man die Gelände wirklich nutzen will.“ Das Löffler-Gebäude sollte eigentlich zum Restaurant umfunktioniert werden, mit Terrasse zur Weser. Ein Rintelner Gastronom wollte es betreiben. Im September 2013 jedoch trennten sich die Wege von Immobilienbesitzer Lothar Löffler und dem Rintelner. Aktuell werden zwei Räume der alten Fabrik für Firmen- und Privatfeiern genutzt und betrieben von der Partyraumvermietung Schlettau. Öffentliche Gastronomie gibt es nicht.
Edith von Wrisberg, Mindener Initiative: „Seit Jahrzehnten liegen Areale brach und vergammeln.“
Blänke soll Weserufer aufwerten
A propos Löfflerfabrik: Wenn es nach den Mindener Weserfreunden geht, soll auf der Wiese zwischen Weser und der Ex-Löffler-Fabrik ein 6000 Quadratmeter großes Flachgewässer entstehen, eine sogenannte Blänke. Die Weserfreunde haben sich 2008 gegründet und wollen die Weser wieder stärker ins städtische Bewusstsein rufen, nutzbarer und erlebnisreicher für die Mindener machen. Verstärkt wollen sie sich um eine Aufwertung und Einbindung des Rechten Weserufers bemühen, um die „nicht nur unterschwellige Distanz zwischen den östlichen und westlichen Stadtteilen“ zu beseitigen. „Eine naturnahe Umgestaltung des Weserufers wäre eine tolle Entwicklungschance für das ganze Quartier“, sagt Mitglied Detlef Sönnichsen.
Die Weserfreunde um Detlef Sönnichsen (vorne) wollen das Rechte Weserufer naturnaher und lebenswerter machen.
Seit 2010 feilen die Weserfreunde an den Plänen für eine Blänke. Inzwischen liege die Genehmigung der zuständigen Behörden vor, sagt Sönnichsen. Genau wie eine Förderzusage für 90 Prozent der Baukosten in Höhe von 300.000 Euro. Die restlichen 30.000 Euro müsste die Stadt Minden aufbringen. Sönnichsen zeigt sich optimistisch: „Als wir dem Bauausschuss unser Konzept vorgelegt haben, war die Resonanz parteiübergreifend positiv.“ Laut den Weserfreunden erhöht die Blänke nicht nur den Naherholungswert der Weser, sie dient auch dem Hochwasserschutz, indem sie die Abwasserleistung verbessert. Durch ihren guten Gewässerzustand wäre sie zudem ein idealer Laichraum für verschiedene Tierarten. Im Oktober könne bereits mit den Bauarbeiten begonnen werden, wenn die Stadt die 30.000 Euro zuschießt. Länger als vier bis sechs Wochen werde man für die Arbeiten nicht brauchen, „das geht alles sehr zügig“, sagt Sönnichsen.
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