Mit Sprache eine Brücke bauen

Mit Sprache eine Brücke bauen

Hauptschule Lübbecke hilft jugendlichen Flüchtlingen in der Notunterkunft

Als vor einigen Monaten die ersten Flüchtlinge im Gebäude der Jahn-Realschule eintrafen, unter ihnen auch viele Jugendliche, gab es Bedenken und einiges Misstrauen in der Bevölkerung. Magnus Meyer, Schulleiter der Hauptschule Lübbecke, wollte Fremdenfeindlichkeit an seiner Schule vorbeugen und außerdem ein Zeichen der Hilfsbereitschaft setzen. Er fragte seine Schüler, ob diese bereit wären, außerhalb des Unterrichtes etwas mit den jugendlichen Flüchtlingen zu unternehmen. Dabei war sein ursprünglicher Plan, etwas Abwechslung in den tristen Alltag der Jugendlichen zu bringen, für die es zunächst kein Programm gab.

Über 25 Schüler und Schülerinnen erklärten sich spontan bereit, in ihrer Freizeit zu helfen. Ihre Motivation war einerseits das Anliegen, Mitmenschen zu helfen, andererseits aber auch eine gewisse Neugier, was die Jugendlichen wohl auf ihrer Flucht erlebt hatten und der Wunsch, sich ein eigenes Bild zu machen und Vorurteile zu überprüfen. Einige von den Schülern bringen ihre eigenen Erfahrungswerte mit rein, es kommt nicht selten vor, dass Sie die gleiche Religion oder auch Sprache verbindet.

Dabei reichten die Ideen der Schüler vom gemeinsamen Fußballspiel über Basteln bis hin zu Ausflügen. Auf diese Ideen angesprochen, schlug die Einrichtungsleiterin der Notunterkunft, Elke Entgelmeier, vor, zunächst einen einfachen Sprachkurs anzubieten, bei dem die Schüler ganz individuell auf die Bedürfnisse der Flüchtlinge eingehen könnten und erste wichtige Wörter und Sätze eingeübt werden sollten. Lehrer und Schüler hatten zunächst Zweifel, ob diese Herausforderung gelingen würde. Nach über vier Monaten zieht Lehrerin Renate Oestreich, die das Projekt betreut, eine positive Bilanz.

„Dass sich so viele Schüler mit großer Konstanz in ihrer Freizeit für die Flüchtlinge engagieren, sei nicht zu erwarten gewesen“, so Oestreich. Immer wieder ist es gelungen, über (Mutter-)Sprachwissen der Schüler oder gemeinsame Englischkenntnisse eine Brücke zu den Jugendlichen zu bauen und so die ersten Schritte in der deutschen Sprache zu ermöglichen – und dies mit viel Spaß und guter Laune. Dies gelang immer wieder aufs Neue, da aufgrund der Fluktuation in der Notunterkunft keine Kontinuität in den Lerngruppen aufgebaut werden konnte. Umso erstaunlicher ist es, wie sich die 14 bis 16 Jährigen laufend auf neue „Sprachschüler“ einstellen und auch für sich selbst jede Woche neue Erfahrungen sammeln können.

„Die Schülerinnen und Schüler der Hauptschule Lübbecke zeigen durch ihr Engagement, dass Integration eine gesellschaftliche Aufgabe ist. Ich bin den Jugendlichen sehr dankbar, dass sie sich in ihrer Freizeit für eingewanderte Jugendliche einsetzen. Sie sind wichtige Vorbilder für alle“, betont Cornelia Schöder, Kreisdirektorin und Koordinatorin des Stabs für Flüchtlingsfragen im Kreisgebiet.