Hochrechnungen
Ist der Spatz in der Hand besser als die Taube auf dem Dach? Na ja, wer sagt mir denn, dass der Spatz nicht auch noch wegfliegt? Wissen Sie, in Minden ist und bleibt es undurchsichtig. In der letzten Kolumne habe ich Ihnen von der kleinen Lösung berichtet. Kommen wir nun einmal zu der „Großen“. Eines ist sicher: Minden benötigt im Zentrum den Handel. Kaufen muss ein Genuss sein, um gegen den Online-Handel bestehen zu können. Und dazu brauchen wir nicht nur Geschäfte, sondern auch Lokale. Was macht denn den Reiz des Einkaufens aus? Nicht nur, dass ich die Ware sehen und fühlen kann, dass ich sie anprobiere, nein, wir möchten doch auch ein Erlebnis dabei haben. Uns zwischendurch einen leckeren Kaffee gönnen, einen Snack oder auch eine schöne Mahlzeit. Auch am Abend, wenn die Geschäfte schließen, noch in der Stadt verweilen bei einem Prosecco oder Gläschen Wein ein Schwätzchen halten. Das ist Einkaufserlebnis.
Nun sagt die Stadtverwaltung: das kann man doch. Wir haben Cafés, wir haben ein, zwei Bistros, wir haben „Hermanns“ und wir haben doch Filialisten in der Fußgängerzone. Ich meine, diese Rechnung geht nicht auf. Filialisten finde ich in jeder Stadt. Austauschbar! Überall gleich. Dafür in Barkhausen viel besser erreichbar. Der Parkplatz ist gleich vor der Tür. Spezialisten braucht Minden. Neue, tolle Fachgeschäfte. Außergewöhnliches, nichts austauschbares! Und die große Lösung würde das bieten. Rund 30 neue Geschäfte die es in Minden noch nicht gibt. Die auch so nie nach Minden kommen würden. Keine Centerlösung, sondern ein durchdachter Rundgang. Vom Dom durch eine „Rathausstraße“ bis zum Scharn. Geschäft an Geschäft. Und dazwischen viele Lokale. Innen und außen. Wer hat schon eine Kaffeerösterei zu bieten, die integriert werden könnte? Wo der Kunde sich in Sesseln entspannen kann, den Kaffee genießen, der um ihn herum speziell für ihn geröstet wird. Minden hätte das. Und es gäbe einen Rundlauf. Durch die neue Rathausstraße auf den Scharn und dann durch die Bäckerstraße zum Wesertor. Niemand wäre abgekapselt.
Jetzt die Hochrechnung von mir: Kann das klappen? Gibt es so viele Geschäfte, die nach Minden kommen würden. Fachgeschäfte mit nationalem und internationalem Ruf? Laut den Protagonisten der großen Lösung gibt es für jeden der ca. 30 neuen Läden mindestens zwei Bewerber. Liebe Leute, jetzt meine Frage an euch: warum kommt ihr nicht aus dem Quark und nennt uns Ross und Reiter? Damit wir sehen: ja, diese Geschichte ist keine Vision sondern kann ganz schnell Realität werden. Hochrechnungen: so könnte es sein, hilft hier nicht weiter. Wir brauchen Zahlen und Fakten.
Die nächste Hochrechnung von mir: Ist das überhaupt zu finanzieren und wenn ja, wer ist derjenige, der Gewehr bei Fuß steht? Bei der kleinen Lösung gibt es rund 3.000 qm Verkaufsfläche. Die Baukosten schätze ich mal ohne Abriss auf 11 Millionen €, mit Abriss der vorhandenen Gebäude komme ich ungefähr auf 18 Millionen. Benötigt dafür würden somit 1,5 Millionen Mieteinnahmen pro Jahr oder umgerechnet rund 40 € pro qm und Monat? Wer soll die denn bezahlen und auch noch Freude am Geschäft haben? Als Gegenüberstellung die Hochrechnung der Macher der großen Lösung: Sie benötigen 25 € pro qm und Monat. Und die sind in einer solch guten Lage zu erzielen. Nur: das sind Hochrechnungen. Was steckt wirklich dahinter? Wo sind detaillierte Bauzeichnungen und nicht nur Skizzen?
Liebe Leser, Minden braucht eine andere, viel bessere Lösung als die von der Stadtverwaltung angestrebte. Das ist nichts und die kann nichts. Bringt Minden nicht weiter. Die große Lösung ist viel besser. Nur, und da kann ich die Verwaltung und die Politik verstehen, wenn ich nichts Konkretes in der Hand habe, bin ich skeptisch. Dann ist der Spatz in der Hand besser als die Taube auf dem Dach. Meine Bitte an die Macher und Ideengeber der großen Lösung: kommt bitte endlich mit realistischen Zeichnungen, Berechnungen und Fakten. Minden braucht euch. Aber bitte nicht solch ein „Wischiwaschi“. Deckt eure Zahlen auf, kommt mit den Namen der Investoren und der zukünftigen Geschäfte. Dann wird es auch gelingen.