Da kann ich nur noch den Kopf schütteln
Lihra meint…
Diese Rubrik heißt: aus meiner Sicht. Und so schreibe ich auch. So, wie ich es sehe. Es muss nicht richtig sein, wie ich es sehe. Aber ich habe einen klaren Menschenverstand. Darum schreibe ich nicht aus Sicht irgendeines Investors, der Verwaltung, der Ladeneigentümer. Ich schreibe es so, und die journalistische Freiheit nehme ich mir, wie ich es sehe. Das bringt Unruhe und kommt nicht bei allen gut an. Unser Bürgermeister, Herr Jäcke, und einige seiner Mitarbeiter sehen das ganz anders. Daher in der vergangenen Ausgabe die Gegendarstellung. Trotzdem, ich schreibe aus meiner Sicht.
Am vergangenen Montag hatte ich nun ein Treffen mit dem Projektentwickler des neuen Geschäftshauses am Scharn. Er erzählte mir, dass ein Shoppingcenter, die große Lösung in etwa, die „Laufleistung“ in der Bäckerstraße beschränken würde. Auch das Haus Hagemeyer würde dann „umlaufen“ und somit geschädigt. Die Firma Maßmann wäre diejenige, die wirklich Ahnung von der Innenstadtplanung hätte. Sie wären die Besten! Und somit wüssten sie auch, dass eine Centerlösung mit weniger als rund 30.000 qm zum Scheitern verurteilt wäre. Die vom Wettbewerber angedachte große Lösung mit rund 17.000 qm könnte nie funktionieren. Und eine Fläche von 30.000 qm würde zur Schwächung der übrigen Innenstadt führen. Sie wären davon überzeugt, dass die große Lösung der Stadt schadet und nicht realisierbar ist. Was bliebe, ist ein Geschäftshaus mit zwei großen Läden und einem kleinen Shop. Dazu kämen die weiteren Bausteine mit dem ehemaligen Kaufhaus Kepa (Wehmeier) und der Hertie-Immobilie. Am Wesertor wäre man ja schon angefangen und im Kepa-Gebäude wäre man in der Planung.
Auf meine Frage, was denn in „sein Geschäftshaus“ komme, bekam ich keine konkrete Antwort. Ich hakte nach: „Ich habe gehört, C & A interessiert sich dafür und will von der Bäckerstraße dorthin ziehen?“ Hier bekam ich eine ausweichende Antwort: „Ja, wir haben eine Anfrage von C & A., die hat aber die Kepa-Immobilie ebenfalls und auch das Wesertor. C & A will nicht im alten Haus bleiben und überlegt, wohin sie gehen oder ob sie Minden ganz verlassen.“ Okay, liebe Leser, jetzt setzt wieder mein nicht kluger, aber doch gesunder Menschenverstand ein. Was nutzt Minden ein neues Geschäftshaus am Scharn, wenn ein vorhandener Händler dort einzieht und unten am Wesertor die nächste Bauruine entsteht? Ich meine: NICHTS!
Meine nächste Frage an den Projektentwickler: „Sie benötigen doch für die Überbauung des Innenhofs alle Unterschriften der Ladeneigentümer im Rathaus? Was machen Sie, wenn nicht alle unterschreiben?“ Antwort: „Dann haben wir eine andere Lösung. In dem neuen Geschäftshaus wird es weiterhin drei Läden geben. Den kleinen Shop, einen mittelgroßen und einen großen.“ Hallo, geht es noch? Sollte der große C & A werden, der kleine Blumen Risse bleiben, dann bekommen wir bei solch einem Aufwand ein neues Geschäft in die Innenstadt? Vielleicht einen zusätzlichen Drogeriemarkt? Ich fasse es nicht. Wie attraktiv für Minden. Damit gewinnen wir gegen alle Nachbarstädte jeden Blumentopf.
Warum werden die Unterschriften für die Überbauung benötigt? Dieses Stück gehört den Ladeneigentümern im Rathaus. Ihnen gehört ein Teil des Innenhofes, der jeweilige Laden und das Grundstück, auf welchem die Domgemeinde gebaut hat und jetzt umbaut. Das war bis 2014 aber den Teileigentümern unbekannt. Als die Domgemeinde umbauen wollte kam es heraus. Im Grundbuch war das gar nicht eingetragen und die Stadt Minden hatte damals die Verträge mit der Domgemeinde gemacht. Im Grundbuch wurde dafür keine Grundschuld eingetragen. Dafür verantwortlich ist nicht die Domgemeinde sondern die Stadt. Nun sagt die Stadt: das ist verjährt. Dafür gibt es kein Geld mehr und lehnt ab, beim jetzigen Verkauf der Rathausläden als Entschädigung 30.000 Euro für jeden Eigentümer draufzulegen. Was bleibt ist eine Klage. Aber damit würde das ganze Scharn Projekt auf Jahre hinaus blockiert. Nichts läuft mehr. Was würden Sie tun, frage ich jetzt einmal? Würden Sie christlich handeln und die andere Wange auch noch hinhalten, damit sie auch dort geschlagen werden? Oder würden Sie für Ihr Recht kämpfen? Beantworten Sie sich die Frage selbst. Ich persönlich finde die Sachlage beschämend. Vor allem für die Stadt Minden. In der nächsten Ausgabe werde ich einmal die große Lösung betrachten. Auch ganz unabhängig und kritisch.