Blick in den Spiegel
Stellen Sie sich vor, sie hätten einen Fehler gemacht. Wie gehen Sie damit um? Schwierige Frage? Versuchen wir es einmal anders. Ich habe einen Fehler gemacht. Etwas, was nicht korrekt war – und es ist aufgefallen. Was tue ich dann? Benutze ich Ausreden? „Einmal ist keinmal.“ „Das machen andere doch auch so.“ „Es ist nun einmal passiert, was kann ich daran ändern?“ Nein, das wäre falsch. Man muss zu seinem Fehler stehen und ihn das nächste Mal nicht mehr wieder machen.
Was hat das alles mit der Kolumne über Minden zu tun? Nichts? Doch! Viel, sehr viel. Wir leben in einer Stadt, die lebens- und liebenswert ist. Aber auch bei uns ist vieles zu verbessern. Und wenn man dann einmal an die Politiker herangeht, dann hört man Sätze wie: „Dafür bin ich nicht zuständig“, oder auch: „Das haben wir schon immer so und nicht anders gemacht.“ Da kommt mir dann der Verdacht, die wollen nur nicht an die Aufgabe herangehen – man könnte ja Fehler machen. Wenn Politiker am Ende ihres Lateins sind, dann fallen häufig Sätze wie: „Das kann nicht allein Sache der Politik sein! Hier ist jeder Bürger in Minden aufgerufen, in seinem Bereich …“ Aha! Wir sind also alle aufgerufen mit anzupacken. Klar, das ist so. Und darum schreibe ich hier auch. Nehmen wir die Flüchtlingssituation in unserer Stadt. Da fällt dann gern der Satz: „Wir müssen jetzt alle umdenken!“ Nur, und dafür können unsere Stadtpolitiker kaum etwas, Umdenken, setzt Denken voraus. Und diese Situation zeichnete sich doch schon lange ab. Als die ersten Flüchtlinge Italien und Griechenland überrannten. Was haben da unsere Politiker getan? Was haben sie sich gedacht? Betrifft uns ja nicht?
Und jetzt speziell auf Minden zugeschnitten: Der Stadtsäckel ist leer. Investieren in eine schönere Stadt? Geht nicht. Warum gibt es kein vernünftiges Entwicklungskonzept in unserer Stadt? Klar erfordert solch ein Konzept ein überdurchschnittliches Engagement von allen Beteiligten – Planern und Behörden, Stadtverwaltung und Bürgern. Ideen und kritische Einwände müssen eingebracht werden. Es geht um eine dauerhafte Umgestaltung des öffentlichen Raumes in Minden.
Ein Beispiel: Der Schwanenteich liegt im Dornröschenschlaf. Warum wecken wir ihn nicht auf und machen ihn zu einem modernen Freizeitpark. Machen ihn erlebbar? Ich könnte mir dort eine Boule- Fläche, Fitnessgeräte, Tischtennis und einen Picknickplatz vorstellen. Dazu einen Kleinkinderspielplatz mit Schaukel und einen Abenteuer-Spielbereich zu den Themen Bäume und Wasser. Netztunnel spannen sich wie Reusen der alten Weserfischer über Spielflächen und daneben sind Taue mit Fendern gespannt, die zum Kriechen, Hangeln und Klettern einladen. Es könnte einen Wackelwald geben mit beweglichen Stangen, an denen kleine Entdecker ihre Geschicklichkeit ausprobieren könnten. Dazu Baumhäuser und an der Seite zum Schwanenteich sind Netzliegen unter Bäumen gespannt, die zum Ausruhen und Träumen einladen. Zwischen allen Spielbereichen gibt es moderne Sitzmöbel, die Eltern und Großeltern Entspannung bieten.
Geht nicht? Kein Geld? Liebe Politiker in Minden: hinter jedem Problem verbergen sich Möglichkeiten und Chancen für unsere Stadt. Es ist entscheidend, was Sie daraus machen. Wer Probleme verdrängt statt nach Lösungen zu suchen, bringt sich um den entscheidenden Erfolg. Kein Mensch ist ohne Fehler. Siehe den Anfang der Kolumne. Nur wenn man sich nichts vornimmt, schlägt auch nichts fehl. Aber das bringt uns nicht weiter. In den Fehlern steckt die Chance, es beim nächsten Mal besser zu machen. Aber nur dann, wenn man zu seinen Fehlern steht und bereit ist, aus ihnen zu lernen.