Minden auf dem Weg in die Zukunft?
Kann man in der ersten Woche eines neuen Jahres einen Ausblick wagen? Ist das nicht alles Spökenkiekerei? Ich weiß es nicht. Viele Menschen versuchen sich daran und verdienen auch noch Geld damit. Auch mir sei ein Blick in unser Leben in Minden gestattet.
Ich fuhr vor Kurzem mit einem Taxi zum Bahnhof, denn ich musste geschäftlich verreisen. Der Fahrer fragte mich, ob ich genug Zeit hätte, noch einen Kaffee mit ihm zu trinken, er lade mich ein. Das war mir noch nie passiert. Wir setzen uns in die Bäckerei. Der Mann war um die Ende Vierzig und sah aus wie ein leitender Angestellter, nicht wie ein Taxifahrer. Sein Deutsch war fehlerfrei. Er sagte mir, seine Frau sei verstorben. Sie hätten gemeinsam sieben Kinder.
Er sagte mir auch, dass er eine Deutsche kennenlernte, als er gerade aus Pakistan kam. Nach zwei Tagen machte er ihr einen Heiratsantrag. Seine erste Frau ging nach Pakistan zurück. Sie teilten die Kinder auf. Die drei Ältesten blieben bei ihr. Einer wurde Arzt, einer Architekt, einer studiert noch.
Seit seine zweite Frau gestorben ist, fahre er nur noch Taxi. Er kann nichts anderes mehr machen. In seinem Haus halte er es nicht mehr aus. Und alle die ihn kennen, können seine Geschichte nicht mehr hören. Während er redete wirkte er nicht bedrückt, er hätte in diesem Ton auch über das Wetter reden können. Er muss diese Geschichte schon oft erzählt haben. Warum auch mir? Er sagte, er würde meine Kolumnen im Minden Kurier lesen und wüsste, bei mir wäre sie gut aufgehoben. Ich könnte doch davon erzählen. Und er würde nun ein paar Gramm seiner Last los. Das sei es doch, worauf es beim Geschichten erzählen ankäme. Egal ob es eine Kolumne oder ein trauriger Roman sei. Wenn es keinen Schmerz mehr gibt und keine offenen Fragen dann gibt es wohl auch nichts Wichtiges zu erzählen.
Wissen Sie, der Mann hatte recht. Ich möchte mit meinen Kolumnen keine Spökenkiekerei betreiben. Ich möchte Ihnen die Geschichte von Minden erzählen, unserer Heimatstadt. Ich weiß ebenso wenig sie Sie, was das Jahr 2016 uns und unserer Stadt bringen wird. Ich weiß aber, dass in unserer Stadt Menschen leben, die etwas zu erzählen haben und die dort in Zukunft leben wollen. Nicht immer glücklich, manche mit einer Last beladen, wie der Taxifahrer. Aber ich weiß auch, dass wir alle glücklich sein möchten. Dass wir ein Stück der Last, die wir mit uns herumschleppen, ablegen möchten.
Wissen das auch unsere Politiker in der Stadt? Wenn sie es wissen, ist es ihnen egal oder hören die uns zu? So wie ich dem Taxifahrer zuhörte? Ich hoffe es. Darum schreibe ich hier. Nur was ist, wenn es unseren Ratsmitgliedern egal ist?
Ich denke gerade an das neue Projekt am Scharn. Ist das wirklich in unserem Sinn? Ist das nicht jetzt schon ein totgeborenes Kind? Zum Scheitern verurteilt? Zu eng gedacht? Oder doch richtig? Im Moment ist alles noch im Nebel. Scheinbar. Ich sehe das anders. Ich hätte, so ich dann etwas zu sagen hätte, die andere Version gewählt. Wie sagten meine Lehrer schon damals? Lihra, nicht kleckern, klotzen! Und die haben, was mein Lernen betraf, richtig gelegen. Und auch in der Wirtschaft gibt es heute noch den Slogan: Masse verkauft Masse. Oder würden Sie aus einem halbleeren Regal noch etwas herausnehmen? Wahrscheinlich nicht. Und Minden bekommt jetzt ein neues Shoppingcenter mit kleinster Lösung. Ich verspreche Ihnen eines: Darauf komme ich noch zurück. Auch darauf, wie wir in Minden mit unserem schönen Glacis umgehen. Was wir wirklich damit machen könnten. Zum Beispiel einen Freizeitbereich für alle Generationen. Ich werde Ihnen demnächst diese Geschichten erzählen. Bleiben Sie gespannt.
Kommentare sind nicht möglich, aber Trackbacks und Pingbacks gehen.