Gefährdete Tierarten im Kreis Minden-Lübbecke
Die biologische Station klärt auf
Der Kammmolch
Der Winter ist eingezogen, bei Temperaturen über 4°C können wir bei unseren letzten Gartenarbeiten unter Sträuchern in der Laubstreu Frösche, Molche und Kröten antreffen. Erst ab Temperaturen unter 4°C besteht auf den Straßen besteht nicht mehr die Gefahr unsere 18 heimischen und geschützten Frösche, Kröten oder Molche zu überfahren. Erst dann haben sie sich zu ihrem Winterschlaf in den Boden, den Schlamm der Teiche oder manchmal auch in Keller zurückgezogen und warten mit herabgesetzten Stoffwechsel auf das nächste Frühjahr.
Eine besonders seltene Molchart, die im Kreis Minden-Lübbecke noch an verschiedenen Stellen vorkommt, ist der Kammmolch. Diese Art unterliegt dem Schutz einer europäischen Naturschutzrichtlinie, der sogenannten Flora-Fauna-Habitat-Richtlinie. Es sind europaweit be-sondere Maßnahmen zu treffen, um diese Art zu erhalten und fördern. Der Kammmolch besiedelt gerne alte naturnahe Laubwälder. Zur Fortpflanzung nutzt er naturnahe Stillgewässer mit dauerhafter Wasserführung und gut ausgebildeter Röhricht- und Wasserpflanzenvegetation. Vorkommen dieser Art sind vor allem im Norden des Kreises, z.B. im Heisterholz, Osterwald und Mindenerwald vorhanden.
Im Herbst trägt der Kammmolch wie alle unsere Molche ein Schlichtkleid und ist meist nur durch Experten von unseren anderen heimischen 4 Schwanzlurchen zu unterscheiden. Im Frühjahr wagen sich unsere wechselwarmen Mitgeschöpfe wieder aus ihrem Winterquartier um die evolutionäre Aufgabe, die Weitergabe ihrer Gene zu erfüllen und wandern zu ihren Laichgewässern. Dann sieht der aufmerksame Autofahrer, entweder am Straßenrand Amphibienschutzzäune oder leider immer noch überfahrene Fröschen und Kröten.
Diese 360 Millionen Jahre alte Tierklasse kann sich selbstverständlich, wie auch alle anderen Lebewesen, nicht innerhalb der kurzen Zeit der Industrialisierung an veränderte Lebensbedingungen anpassen. Evolution braucht oft mehrere Millionen Jahre Zeit. Amphibien sind daher ein wichtiger Bioindikator für den Zustand unserer Ökosysteme. Wenn es der Kammmolch, mit 12-18 cm unsere größte Molchart, dann geschafft haben sollte an sein Gewässer anzukommen, entwickelt die Männchen ein prachtvolles Hochzeitskleid. Auf dem Rücken bis zum Schwanzende, unterbrochen bei der Schwanzwurzel, bildet sich der charakteristische Kamm. Mit diesen hochstehenden Hautlappen führt er dann vor dem Weibchen einen imposant wedelnden Hochzeitstanz vor. Damit zeigt das Männchen wo er die Samentasche abgesetzt hat, die das Weibchen zur Befruchtung ihrer Eier aufnimmt. Danach legt das Molch-Weibchen je ein Ei auf einem Wasserpflanzenblatt und formt mit den Hinterfüßen eine Art Wiege, in dem sich das Ei zum kleinen Molch entwickeln kann.
In den Betreuungsgebieten der Biologischen Station entwickelt sie nicht nur vorhandene Artenschutzgewässer, sondern legt laufend neue an. Eine weitere wichtige Aufgabe ist es, die Behörden bei der Umsetzung des Bundes- und Landesnaturschutzgesetzes zu helfen und unsere bedrohten und geschützten Arten, wie dem Kammmolch, zu erhalten und zu entwickeln.
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