Lihra meint ...

Lihra meint …

Begegnungsstätten

Wir leben in einer historischen Stadt. Und dennoch ist Minden auch eine moderne Stadt. Minden, so sagt es ein Werbeslogan, ist eine Stadt voller Leben. Ich möchte hinzufügen: eine Stadt voller Lebensfreude. Gerade jetzt in der Adventszeit. Unsere Stadt funkelt in der den dunklen Nachmittags- und frühen Abendstunden ganz besonders. In vielen Farben und Facetten.

Menschen benötigen in einer Stadt Begegnungsstätten. Um miteinander zu kommunizieren, um miteinander zu feiern und zu entspannen. Bei köstlichen Leckereien und einem heißen Getränk ist man gern in geselliger Runde und spricht miteinander. Über Hoffnungen, über das Leben, über die anstehende Vorweihnachtszeit, über das Morgen.

Natürlich redet man auch über Minden. Wie ist es heute, wie lässt es sich morgen noch gut leben in unserer Stadt. Minden ist voller Tradition. Hindert diese Tradition die Stadt, sich modern zu entwickeln? Ich meine Nein. Tradition und Entwicklung stellen keinen Widerspruch dar. Die Besinnung auf alte Werte zeigt sich in Minden in der historischen Altstadt, in den wunderschönen Häusern in der neugestalteten Fußgängerzone am Scharn, auf dem Marktplatz und in der Bäckerstraße.

Begegnungsstätten. Kann eine Fußgängerzone dieses sein? Ja, das kann eine sein. Gerade in der Adventszeit. In Minden ist der Weihnachtsmarkt dort aufgebaut. Und? Trifft man sich dort gern? Fühlt man sich dort wohl? Vor einigen Tagen schrieb Dr. Sander im Mindener Tageblatt sehr positiv über den Mindener Weihnachtsmarkt. Als ich das las, dachte ich: „Der trägt aber dick auf. Das stimmt doch so gar nicht. Er stellt das so da, als wäre unser Weihnachtsmarkt nur toll.“
Schauen wir einmal genau hin. Die Geschmäcker sind natürlich verschieden. Und ich schreibe ja hier ausdrücklich „aus meiner Sicht“. Ihre Sicht kann eine ganz andere sein. Ich habe mich also gefragt, ob unser, von Dr. Sander so gelobter, Weihnachtsmarkt Menschen aus anderen Städten und Regionen anzieht. Fangen wir einmal mit der Beleuchtung an. Ja, die ist schön geworden. Ob in den neugepflanzten Platanen am Scharn oder der riesige Adventskranz vor dem Dom. Das ist ansprechend. Auch die Schriftzüge mit „min und din“ sind toll. Und sonst? Wie ist das Angebot? Ja, es gibt ein paar schöne Weihnachtsstände. Das ist richtig. Ein paar. Aber wirklich adventlich sind die Angebote nicht.

Zuckerwatte, gebrannte Mandeln, Kräuterbonbons. Okay. Aber das haut keinen um. Kerzen gehören zur Weihnachtszeit und darum gehören die Stände an denen Kerzen verkauft werden auch auf den Weihnachtsmarkt. Aber Hot Dog & Co?. Nee, die gehören auf die Messe oder an die Strandbar. Das ist nichts Weihnachtliches.

Was ich vermisse und kaum in Minden sehe, sind Handwerksstände. Historisches passt zu unserer Stadt. Vernünftige Hütten mit Kunsthandwerkern und Kinderspielzeug. Hütten mit Weihnachtsgebäck, nicht nur von der Bäckerei Rolf. Speise- und Getränkestände haben wir. Auch einige sehr schöne, die dann auch proppenvoll sind. Aber viele haben für mich nichts mit Weihnachten zu tun. Die sind auswechselbar. Keine Anziehungspunkte.

Lieber Dr. Sander, waren Sie schon einmal auf dem Weihnachtsmarkt in Bad Salzuflen? Nein? Dann sollten Sie den einmal besuchen. Das ist ein Weihnachtsmarkt wie ich ihn mir für unsere schöne Stadt wünschen würde. Oder fahren Sie einmal nach Osnabrück. So könnte es in Minden auch sein. Wenn keine Ideen vorhanden sind, wie ein schöner, gemütlicher und interessanter Markt aussehen kann, dann fragen Sie doch einmal die Bürger dieser Stadt. Geben Sie uns die Gelegenheit Gestaltungsvorschläge zu machen. Uns sagen zu lassen, was wir uns wünschen. Dann kann der Mindener Weihnachtsmarkt zur wirklichen Begegnungsstätte für alle werden. Auch für die Menschen aus dem Mindener Umland.