Lihra meint …
Denk mal
Wir leben hier in unserer schönen Stadt in verhältnismäßigem Wohlstand und Frieden wenn wir uns einmal mit den Menschen in anderen Ländern vergleichen. Sicherlich, nicht jeder in Minden ist reich. Nicht jedem geht es wirklich gut. Aber, niemand von uns muss wirklich hungern. Niemand muss um sein Leben fürchten. Wir haben eine gewisse soziale Absicherung. Wir können zum Arzt gehen, wenn wir krank sind und die Kosten übernimmt in der Regel die Krankenkasse. Und trotzdem sind viele Menschen in Minden nicht zufrieden, meckern und klagen und schauen auf diejenigen, denen es besser geht.
Denk mal, lieber Leser, denk doch einmal darüber nach wie gut es dir geht und schau einmal auf die Menschen, die in den letzten Monaten zu uns gekommen sind. Die Zahlen mögen heute schon nicht mehr stimmen, aber vor ein paar Tagen waren es in Petershagen über 400 und in Minden rund 800. Und denk mal, welche Schwierigkeiten unsere Bürgermeister mit ihren Leuten haben, diese Menschen zu versorgen. Ohne die vielen, vielen ehrenamtlichen Helferinnen und Helfer wäre längst alles zusammengebrochen. Denk mal an diese Menschen, die mit großem Herzen und Einsatz bis zum Umfallen für die Notleidenden eintreten. Das was alle zusammen leisten ist unvorstellbar.
Jetzt könnten Sie denken, ist der Lihra plötzlich weichgespült? Ja, denn ich habe mir gesagt: Karl, denk doch mal, was leisten diese Menschen. Ist das nicht phantastisch? Wir haben zum Beispiel seit knapp drei Wochen einen neuen Bürgermeister. Mit welchen Problemen hat der sich rumzuschlagen? Das hat er sich garantiert anders vorgestellt, als er sich um das Amt bewarb. Daran war nicht zu denken. Oder in Petershagen, dieser kleinen Stadt mit 29 Ortschaften. Denk mal daran, wie es ist, wenn solch ein kleiner Ort im Norden von Petershagen mit wenigen hundert Einwohnern plötzlich 40 Flüchtlinge bekommt. Dort gibt es teilweise keine Gaststätten mehr, keine Läden, keine Ärzte, nichts. Was machen die Flüchtlinge dort? Vor Langeweile kommt es dann schon einmal ganz schnell zu Auseinandersetzungen. Der schlimmste Feind ist die Langeweile.
Was macht unser Bürgermeister in Minden, wenn die Flüchtlinge kommen? Er versucht die Familien in privaten Wohnungen unterzubringen, damit sie zusammenbleiben können. Aber privater Wohnraum wird knapp. Denk mal, was die Nachbarn sagen, wenn auf einmal Flüchtlinge einziehen. Hier bei uns? Nein, auf keinen Fall. Die bringt mal schön in einem anderen Stadtteil unter. Denk mal, dass Vermieter Schwierigkeiten bekommen mit ihren Mietern, weil man die Fremden ja nicht unbedingt haben will. Und somit wird der Wohnraum noch knapper. Ich habe Mitleid mit Herrn Jäcke. Denk mal darüber nach.
Denk mal nach, ob unsere Verwaltung überhaupt noch dazu kommt, die Flüchtlinge bei uns zu integrieren. Ich glaube kaum, denn man hat alle Hände voll zu tun, für Unterbringung und einer kleinen minimalen Wohnausstattung zu sorgen. Tisch, Bett, Stuhl. Mehr ist nicht. Mehr kann nicht bezahlt werden. Dank mal darüber nach. Und denk mal, was Integration wirklich bedeutet. Am schnellsten und einfachsten ist es, kleine Kinder zu integrieren. Unter diesen kleinen Bürgern gibt es keinen Rassismus. Die sind unvoreingenommen gegenüber jedermann. Aber denk mal, dass dafür Kitas und Schulen fehlen. Auch Erzieherinnen und Lehrer. Denk mal an die Schwierigkeiten, mit denen unsere Bürgermeister mit ihren Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern zu kämpfen haben. Und denk mal an die vielen Menschen, ohne die alles längst zusammengebrochen wäre. Die Kleider sortieren, die Essen besorgen, die Sprachunterricht geben, die als Paten zur Verfügung stehen. Ach, ich könnte noch so viel aufzählen. Denk mal darüber nach. Meine Hochachtung vor diesen Leistungen ist riesig.