Eine Stadt verändert sich?1?
Lihra meint …
Die Welt bewegt sich. Alles ist in Bewegung geraten. Flüchtlingsströme aus den Krisengebieten sind auf dem Weg zu uns. Jeden Tag kommen neue Menschen an, die oftmals nur ihr nacktes Leben gerettet haben. Sie suchen Zuflucht bei uns. In einem Land, um es einmal biblisch auszusprechen, wo für ihre Verhältnisse Milch und Honig fließt. Alles ist in Bewegung geraten. Auch wir. Denn die Staaten können diese Massen an Menschen, die nach Europa strömen, kaum bewältigen Nicht nur die Kosten explodieren. Auch die logistischen Probleme sind riesig. Alles versinkt im Chaos? Nein, denn die Menschen in Deutschland bewegen sich. Eine Welle der Hilfsbereitschaft, die ihresgleichen sucht, schwappt durch das Land. Ehrenamtliche Helferinnen und Helfer melden sich zu Tausenden um anzupacken. Welch ein wunderbares Land, in dem ich leben darf.
Nur das Land? Nein, auch unsere schöne Stadt Minden und ihre Einwohner bewegen sich. Ehrenamtliche Helfer überall. Nicht nur in der Flüchtlingsproblematik. Die Menschen in Minden engagieren sich auf sozialem Gebiet ohne zu fragen: was wird mir dafür? Was habe ich davon? Was bekomme ich dafür? Ich finde es großartig. Ich könnte jetzt darangehen, und alles aufzählen. Wo Menschen sich ehrenamtlich engagieren. Aber ich würde wahrscheinlich viele vergessen. Sie nicht erwähnen, weil ich nicht alles weiß oder weil mir einiges untergegangen ist. Denn es wird hier in Minden von den Bürgerinnen und Bürgern so viel getan.
Danke dafür. Danke für Ihr Engagement. Danke für die vielen ungezählten Stunden, die Sie im Dienst der Menschlichkeit arbeiten. Nicht fragen: was wird mir dafür? Anders handeln, nicht wegschauen, zupacken.
Denn es gibt auch die anderen in unserer Stadt. Ich hörte vor kurzem ein Gespräch mit, da ich am selben Tisch saß, da sagte sinngemäß ein Mindener Bürger: „Die meisten sind doch Wirtschaftsflüchtlinge. Die wollen sich nur ein besseres Leben machen. Und arbeiten wollen die dann auch nicht, sondern nur auf unsere Kosten studieren. Die sollen in ihren Ländern bleiben. Da kann man ja Geld hinschicken, damit sie dort bleiben.“ Ich konnte es nicht fassen. Wo war, ich wusste dass dieser Mann Christ ist, sein christliches Herz? Das, was Christus uns vorgelebt hat? Mir fiel die Geschichte aus dem „Buch der Weisheiten“ ein. Ein Rabbi wurde gefragt, was eigentlich mit den Menschen los sei. Würde man einen Armen fragen, so wäre der freundlich und würde helfen, wenn er könnte. Fragte man dagegen einen Reichen, so würde der einen nicht einmal anschauen. Da sagte der Rabbi: Was siehst du, wenn du aus dem Fenster schaust? Antwort: Ich sehe eine Frau mit einem Kind, einen Wagen, … Okay, sagte der Rabbi, und was siehst du, wenn du in einen Spiegel schaust? Was werde ich sehen? Ich sehe mich. Das sagte der Rabbi: Das Fenster ist aus Glas gemacht, der Spiegel ist aus Glas gemacht. Aber wenn du etwas Silber dahinter legst, dann siehst du nur noch dich.
In dieser Geschichte liegt viel Wahrheit verborgen. Aber bei uns in Minden scheint das anders zu sein. Hier gibt es in der überwiegenden Bevölkerung eine Welle der Hilfsbereitschaft. Wir bringen uns ein. Wir tun etwas. Die eine da, der andere dort. Kaum jemand reagiert so, wie der Mann, von dem ich eben erzählte. Und das Schöne daran ist, dass es uns allen zugutekommt. Ich war am letzten Sonntag mit meiner Frau in der Stadt. Ich habe gesehen, wie sich die Anlieger der Obermarktstraße engagierten. Leerstände wurden zu Galerien. Kartoffelpuffer wurden gebraten, Fenster und Türen geöffnet. Pflaumenkuchen und Kaffee gab es. Mindens Einwohner bewegten sich. Es war Leben in der Stadt. Das hat mir gezeigt: Es geht doch. Minden bewegt sich. Und wir profitieren alle davon. Lassen Sie uns nicht nur in den Spiegel schauen und uns selbst sehen. Packen wir weiter mit an, damit es voran geht.