Karl-Friedrich Lihra: Kann Minden von seinen Einwohnern lernen?
Was man nicht alles zu hören bekommt, wenn man durch die Stadt geht. Ich wusste gar nicht, dass die Leute mich auf dem Bild hier erkennen können. Tun sie aber. Und dann werde ich auf die Kolumnen angesprochen. Letztes Wochenende sagte jemand: „Da haben Sie ja endlich einmal einen positiven Artikel über Minden geschrieben.“ Eine andere sagte: „Herr Lihra, ich warte immer voller Spannung auf Ihre Kolumne.“ Wieder ein anderer Passant: „Sie sollten sich als Bürgermeister für Minden aufstellen lassen.“ Und ein Angestellter eines großen Geschäfts: „Es hat doch alles keinen Zweck mehr. Minden hat verloren.“
Nein, liebe Leser, so einfach ist das nicht. Minden hat noch lange nicht verloren. Und ich bin auch kein „Schlaumeier“ und weiß alles besser. Und Bürgermeister will ich schon gar nicht werden. Ich will mit diesen Kolumnen nur aufzeigen, was gut ist und wo etwas getan werden muss. Viele Leute haben außer Jammern nicht viel zu sagen. Sie jammern, klagen, meckern. Wenn man das alles wegstreicht, bleibt nicht viel übrig. Hier ein Beispiel eines Ehepaares. Nach dem Essen gab es folgenden Dialog:
Sie: „Na, hat das Steak geschmeckt?“ Er: „Ja, es war okay.“ Sie: „Es war zäh, nicht wahr?“ Er: „Ja, ein bisschen.“ Sie: „Was sagt man da. Wir zahlen Spitzenpreise und bekommen zähes Fleisch!“ Er: „Nun…“ Sie: „Frechheit ist das. Zu behaupten, man hätte das beste Fleisch in der Stadt, und dann so etwas zu verkaufen. Unverschämtheit!“ Er: „Nun, wenn du das so siehst, solltest du dagegen etwas unternehmen.“ Sie: „Was denn?“ Er: „Wie ich vorhin sagte, wenn man das Klagen wegstreicht, haben die meisten Menschen nicht viel zu sagen. Hör dir doch einmal selber zu. Du hast dich über das Fleisch beklagt. Berechtigte Klage. Aber was willst du in dieser Sache unternehmen?“ Sie: „Was kann ich tun?“ Er. „Wie wäre es, wenn wir den Metzger verklagen?“ Sie: „Ach nein, ich möchte ihn nicht verklagen.“ Er: „Okay, ich habe eine andere Idee. Wir machen eine Demo nach dem Motto `Dieser Metzger verkauft zähes Fleisch´, und dann stellen wir uns als Streikposten vor seinem Laden auf.“ Sie: „Hast du sie noch alle?“ Er: „Entschuldige, ich möchte doch etwas tun, nicht nur klagen und kritisieren.“ Sie: „Gut, gut, ich höre ja schon auf zu klagen. Ich sage ja nichts mehr. Aber das Fleisch war wirklich zäh.“
Liebe Leser, falls Sie feststellen müssen, dass auch Sie relativ häufig über Minden jammern und klagen, dann brechen Sie aus diesem Verhalten aus. Stellen Sie sich die Frage: Was kann ich tun? Entweder Sie können tatsächlich etwas Intelligentes unternehmen oder Sie entscheiden sich innerlich, das Thema zu wechseln. Viele von uns meckern über Minden. Und zerreden dabei eine tolle Stadt mit unheimlich vielen Vorzügen. Aber wenn Sie wirklich eine gute Idee für diese Stadt haben, dann sagen Sie es. Suchen Sie sich Mitstreiter und packen Sie es an, oder wenden Sie sich an den MiKu oder mich persönlich. Sagen Sie nicht: Das kann ich doch gar nicht. Sie können! Ich setze Vertrauen in Sie. Mutige Menschen braucht diese Stadt, die sich Herausforderungen stellen und sich verändern. Es gibt genug, die sich in ihr Schneckenhaus zurückziehen und jedes Loch stopfen, durch das sie die Wirklichkeit da draußen sehen könnten. Veränderungen werden auch in Minden nur stattfinden, wenn die betroffenen Bürger den Mut haben, sich zu öffnen und das Alte, nicht so Tolle, loslassen.