Viele investieren in „Steine statt Scheine“
Das Zinstief befeuert den Immobilienboom
Die Euro-Krise, Angst vor Geldentwertung, niedrige Zinsen: Es gibt viele Ursachen für den Immobilienboom in Deutschland. Zwar wurde zum 01.01.2015 die Grunderwerbsteuer in NRW von 5 auf 6,5 Prozent erhöht und mit Schleswig-Holstein hat NRW den höchsten Grunderwerbsteuersatz in ganz Deutschland. Der positiven Stimmung auf dem Immobilienmarkt tat dies gleichwohl keinen Abbruch.
„Der Niedrigzins macht Investitionen in Immobilien weiter sehr interessant und relativiert auch die Erhöhung der Grunderwerbsteuer“, sagt Michael A. Rose, Geschäftsführer der Rose Immobilien KG in Minden. „Im Vergleich zum vergangenen Jahr verhält sich der Immobilienmarkt zwar etwas ruhiger, wir erleben in Minden aber immer noch eine spannende Situation. Wir haben hier stabile Arbeitsverhältnisse, die Arbeitslosenquote in Minden beträgt nur 5,4 Prozent. Und auch die Konjunktur im Land macht die Bürger zuversichtlich. Viele Menschen sind daher weiterhin bereit in Immobilien zu investieren“, erklärt Rose.
Grundstücksmarktbericht 2014: Stabiler Immobilienmarkt in Minden
Für so manchen Hamburger, Berliner und Münchner bleibt der Traum von den eigenen vier Wänden unerfüllt. Immobilien in Metropolen sind oft so teuer, dass an einen Kauf – trotz Niedrigzins – nicht zu denken ist. Zwar gab es auch in Minden im vergangenen Jahr einen leichten Preisanstieg bei den Baulandpreisen – jedoch im überschaubaren Rahmen, wie der Gutachterausschuss für Bodenrichtwerte zeigt. Laut Bodenrichtwertkarte von 2014 liegen die Preise für baureife Wohnbauflächen in entsprechender Richtwertgrundstücke inklusive Erschließung (Kanal und Straße) zwischen 60 und 170 Euro pro Quadratmeter. Im Kernbereich der Innenstadt ergeben sich wesentlich höhere Bodenrichtwerte – beginnend mit 150 Euro am Stadtkernrand bis 550 Euro pro Quadratmeter voll erschlossen im Bereich Bäckerstraße und Scharn.
Zum Vergleich: In Petershagen liegen die Bodenrichtwerte pro Quadratmeter zwischen 25 und 70 Euro, in Stemwede zwischen 30 und 55 Euro. Teurer sind Grundstücke in Bad Oeynhausen: Hier kostet ein Quadratmeter in mäßiger Lage 60 Euro, in gehobener Lage 145 Euro.
Die Preise für Eigenheime und Ein- und Mehrfamilienhäuser befinden sich ebenfalls auf einem moderaten Niveau, wenngleich man für den Kauf eines Eigenheims mehr Geld aufwenden muss als im Vorjahr. Neugebaute und erstverkaufte Eigenheime kosteten 2014 durchschnittlich 2300 Euro pro Quadratmeter, weiterverkaufte Einheiten 1600 Euro pro Quadratmeter. Laut Grundstücksmarktbericht wurden in Minden im Jahr 2014 mit 158 Eigenheimen exakt so viele Einheiten verkauft wie im Jahr zuvor. Die gefragtesten Objekte bleiben die Ein- und Mehrfamilienhäuser. 244 verkaufte Einheiten generierten einen Umsatz von 34,3 Mio. Euro. Und auch hier zeigten sich keine nennenswerten Preisausschläge gegenüber den Vorjahren – 84 Prozent aller Ein- und Mehrfamilienhäuser lagen unter 200.000 Euro.
Immobilien als Altersvorsorge
Die Immobilienpreise in Minden scheinen stabil und gemäßigt zu bleiben, wie Alexander Rommelmann von Rommelmann Immobilien bestätigt: „Die Kaufpreise in Minden haben nicht so stark angezogen wie in Großstädten.“ Das bleibt auch Anlegern nicht verborgen, die sichere Häfen für ihre Altersvorsorge ansteuern. Gerade in Phasen unsicherer Renten und schwankender Aktienkurse setzen viele auf Immobilien. „Betongold“ als Kapitalanlage. Rommelmann erklärt: „Wer sein Geld weitsichtig und klug anlegen möchte, sollte es weniger in Genussrechte oder riskante Aktien stecken, sondern in den Kauf von Immobilien investieren. Im Gegensatz zu allen anderen risikobehafteten Kapitalanlagen und diversen Fonds, bietet das Segment der Immobilien derzeit eine überschaubare prognostizierte Rendite, die zudem noch kalkulierbarer ist.“
Ähnlich argumentiert Michael A. Rose: „Eine Immobilie ist etwas handfestes, man kann sich selbst darum kümmern, sie modernisieren und den Wert steigern. Haus und Grund geben den Menschen ein Gefühl der Sicherheit. Auf den Kurs von Aktienfonds haben die Bürger keinen Einfluss.“ Immobilien als sinnvolle und langfristige Wertanlage? In jedem Fall sollte man sich genug Gedanken machen, wie man die Finanzierung entsprechend tilgt. Das rät auch Alexander Rommelmann: „Man sollte auch hier die Niedrigzinsphase nutzen und eine entsprechend hohe Tilgung einbauen. Denn klar ist: Irgendwann steigen die Zinsen und mit Ende einer Zinsbindungsfrist, wo eine Anschlussfinanzierung neu ausgehandelt wird, können hier böse Überraschungen auftreten.“