Eine Saison zum Vergessen!
GWD steigt in die 2. Liga ab
Als am 19. August, wenige Tage vor dem BL-Start, das Benefiz-Spiel gegen den FC Barcelona gegen 21.15 Uhr beendet war, machte GWD vor vollem Haus sehr gute Werbung für diese zu Ende gegangene Saison. Auch wenn der große FCB direkt am Spieltag erst nach Minden anreiste, ärgerte unsere Truppe die Katalanen doch mehr als gedacht und am Ende siegte die spanische Ausnahmemannschaft gerade mal mit einem Törchen. Was man damals aber noch nicht wusste: Mit dieser Begegnung hatten die „Grün-Weißen“ fast schon ihr ganzes Pulver verschossen.
Und dabei war doch das Ziel, mit 30 Punkten sicher den Klassenverbleib zu schaffen und an das Mittelfeld anzuklopfen. Und mit den Verpflichtungen von Arne Niemeyer, Gerrie Eijlers, Marco Oneto und Miladin Kozlina war man auch als Fan guten Mutes. Während Arne und Gerrie einschlugen, musste man leider bei den letztgenannten Spielern schnell feststellen, dass sie statt den erhofften Leistungsträgern doch eher verletzungsanfällige Akteure wurden. Oft wird für das bittere Ende das Verletzungspech als einer der Hauptgründe genannt, doch das zählt so nicht. Die Ausfälle von Nenad Bilbija und Sören Südmeier waren durch die Kreuzbandrisse ohnehin absehbar, auch wenn Sören sogar die ganze Spielzeit nicht eingesetzt werden konnte. Trotzdem war der Kader groß genug, um auch andere Ausfälle (wie sie ja auch viele Teams immer wieder mal haben) und Wehwehchen zu kompensieren. Aber einige gute Spiele, wie bei Christoffer Rambo, reichten dann nicht für die nötigen Punkte zum Klassenerhalt, und Spieler wie Christoph Steinert und Nils Torbrügge sind, das ist überhaupt nicht böse gemeint, in ihrer Entwicklung stehengeblieben. Ein Dalibor Doder wird auch nicht jünger und auch hier wechseln sich gute und weniger gute Leistungen ab. Der Derby-Sieg in der Kreissporthalle Lübbecke hat ebenso viele Hoffnungen geweckt, aber schon die Auswärtspartien in Balingen und Bietigheim zeigten auf, dass die Saison alles andere als konstant wird. Gegen eher durchschnittliche Teams konnte GWD keine Duftmarken setzen, ein durchdachtes Mannschaftsspiel fand nicht statt und Einzelaktionen wie beim TuS funktionieren nun auch nicht immer. Hatte man das Gefühl, GWD könnte die Kurve kriegen, wie nach den wenigen Highlights der Vorrunde gegen Berlin und Hamburg, kamen gleich oder wenig später die nächsten Nackenschläge. Das Debakel in Lemgo (mit 17 Toren vergeigt) oder die Packung in Kassel gegen Melsungen, so machte man sich bessere Ausgangspositionen schnell wieder zunichte. Man hatte nie richtig das Gefühl, dass Goran Perkovac in der Hinrunde das Team noch wirklich erreichte. Leider hatten die Verantwortlichen bei GWD dann nach zwei Heimsiegen am Ende des Jahres 2014 nicht den Mut, Perkovac, der mehr mit großspurigen Sprüchen aufgefallen war, freizustellen. Als Fan versuchte man dann, positiv zu denken, dass 2015 alles besser werden würde. Erstes Spiel im neuen Jahr in Berlin: Die alte Leier ging weiter. So mancher Spieler zeigte an der Außenlinie an der Bank mehr Engagement als auf dem Spielfeld. Statt zurück nach Minden ging es dann für unseren damaligen Trainer lieber zur Familie in die Schweiz. Deutlicher kann man sein Desinteresse für die Rettung des Vereins nicht ausdrücken. Eine Chance bekam er trotzdem noch. Das Heimspiel gegen einen Mitkonkurrenten stand an, der Bergische HC kam in die Kampa-Halle. Ein Gegner, der nicht gerade angsteinflößend aufgespielt hat. Doch gegen GWD in dieser „Form“ reichte es locker. Der Tiefpunkt zuhause war erreicht. Immerhin bewirkte dieses Trauerspiel die viel zu lang hinausgezögerte Trennung von Goran Perkovac. Mit Frank Carstens kam dann frischer Wind und deutlich mehr Energie in den meisten Spielen bis zum Saisonende. Doch da war schon das Kind in den Brunnen gefallen. Schwere Auswärtsspiele wie in Mannheim, Flensburg, Hamburg und Kiel wurden zwar mit Bravour bewältigt, und man kratzte auch am Erfolg, aber die Punkte blieben letztendlich allesamt bei den Heimteams. Bitter war natürlich die erneute Niederlage gegen den TBV Lemgo. Solche „Klopser“ gab es auch in erfolgreichen Jahren immer wieder mal bei GWD, aber in unserer Situation durfte man es sich eben nicht mehr leisten. Da konnte Frank Carstens am wenigsten dazu. Bedenklich ist die Entwicklung bei den Jugendspielern. Über Yves Kunkel brauchen wir nicht zu diskutieren. Seine stete Nicht-Berücksichtigung unter Perkovac führte ihn direkt in die Arme von der HBW Balingen-Weilstetten. Spieler wie Markus Fuchs (schon letzte Saison nach Hamm) oder nun Arti Antonevich (TV Emsdetten) „flüchten“ und werden nun in der 2. Liga unsere Gegner sein. Hätte man doch auf Ulf Schefvert, unserem früheren Trainer gehört, der vom Nachwuchs geschwärmt und große Stücke gehalten hat. Aber halt – in diesem Zusammenhang wollen wir doch den Gewinner der Saison erwähnen: Florian Freitag. Dass er auch noch manchmal Lehrgeld zahlen muss, ist vollkommen normal, aber er machte in dieser Saison einen gewaltigen Leistungsschwung nach vorne und wird seinen Weg gehen, davon bin ich überzeugt. Das GWD durch die Hintertür wieder in die 1. Liga wollte, ist völlig legitim und machte auch Sinn, aber nun ist die Klage eben abgewiesen worden. Aus GWD-Sicht sicherlich auch ärgerlich, aber nun ist die Vernunft eingekehrt und man kann in der 2. Liga wieder durchstarten. Und bei allem Frust und Enttäuschung wäre es schön, wenn alle GWD-Freunde Frank Carstens und seine Mannen auf dem Weg zurück nach oben unterstützen und somit unserem Traditionsverein treu bleiben!
Frank Wentzlawsky