Städte im Mühlenkreis suchen nach Wohnungen für Flüchtlinge
Ein Zuhause für Asylbewerber
Noch vor vier Monaten war die Stadt Minden verzweifelt auf der Suche nach Wohnungen. Durch die steigende Zahl der Flüchtlinge machte man sich Sorgen, dass es zu einem Engpass kommen könnte. Zahlreiche Vermieter und ein großes Wohnhaus in Bärenkämpen konnten das zum Glück verhindern. In Petershagen und Porta Westfalica ist man jedoch weiterhin auf Wohnungssuche – und auch der Kreis Schaumburg hat mit Wohnraummangel zu kämpfen.
Im Februar blickte man aufgrund der steigen Zahl an Flüchtlingen in Minden noch ängstlich in die Zukunft – die Stadt wolle um jeden Preis vermeiden, die Flüchtlinge in Containern oder Sammelunterkünften unterbringen zu müssen, hieß es. In diesem Jahr sind in Minden schon 150 Flüchtlinge angekommen – im Jahr 2014 waren es übers ganze Jahr verteilt 130.
Alle Neuankömmlinge sollen nach Möglichkeit in Wohnungen untergebracht werden. Aus dem Grund wurde damals an Vermieter appelliert, ihre Wohnungen zur Verfügung zu stellen.
Mittlerweile hat sich die Lage jedoch entspannt. „Wir haben alle untergebracht, Engpässe konnten wir durch Zwischenlösungen überbrücken. Zudem wurde zwischenzeitlich ein weiterer Vertrag mit dem Eigentümer eines Mehrfamilienhauses in Bärenkämpen geschlossen“, beruhigt Stadt-Pressesprecherin Susann Lewerenz. Die Wohnungen werden derzeit hergerichtet und können voraussichtlich schon ab Herbst Flüchtlingsfamilien ein neues Zuhause bieten.
Damit stehen in Minden jetzt zwei große Wohnhäuser zur Verfügung – in Rodenbeck und in Bärenkämpen. Aber auch etwa 50 Vermieter, die sich nach dem Aufruf bei der Stadt gemeldet haben, haben zur Lösung des Problems beigetragen.
Zahlen zur Finanzierung der Unterkünfte für dieses Jahr konnte die Stadtverwaltung spontan nicht zur Verfügung stellen, dafür aber Zahlen aus dem vergangenen Jahr. Daraus wird ersichtlich, dass schon 2014 die Zuschüsse vom Bund nicht ausgereicht haben, so dass die Differenz aus dem Haushalt der Stadt Minden bezahlt werden musste.
Petershagen: „Unsere drei Übergangsheime sind voll belegt“
In Petershagen bleibt das Wohnraum-Problem weiterhin bestehen. „Es kommen immer mehr Leute und unsere drei Übergangswohnheime sind voll belegt“, erklärt Karl-Heinz Hucke, Leiter der Sozial- und Schulverwaltung in Petershagen. Die Zahl der Asylbewerber sei in den letzten Jahren stetig gestiegen. Teilweise teilen sich auch mehrere Asylbewerber eine Wohnung, so Hucke. Auch in den Übergangswohnheimen habe nicht jeder ein eigenes Zimmer. „Familien werden aber direkt in Wohnungen untergebracht“, erklärt er. Um das gewährleisten zu können, besichtigt er jede Wohnung, die ihm angeboten wird. Wichtig sei aber, dass die Räumlichkeiten auch gut bewohnbar sind und alles funktioniert. Auch um die Einrichtung kümmert sich die Stadt. Jedoch scheint auch in Petershagen das Geld knapp zu werden: „Wenn das Geld alle ist, ist die Kommune natürlich trotzdem verpflichtet, weiterhin Flüchtlinge aufzunehmen“, erklärt Hucke. Die Kosten können natürlich nur ganz grob kalkuliert werden, da man nie weiß, wie viele Asylbewerber noch kommen – er rechnet aber etwa 1,2 Millionen Euro an Ausgaben für die Flüchtlingsunterkünfte. Zugewiesen wurden der Stadt allerdings bislang nur 700.000 Euro.
Porta Westfalica: „Die Verwaltung befasst sich kontinuierlich mit der Beschaffung von Räumlichkeiten“
Auch in Porta Westfalica ist man kontinuierlich auf Wohnungssuche – derzeit gebe es zwar keine Engpässe, das Thema sei aber immer aktuell. „Derzeit sind in der Stadt Porta Westfalica 178 Personen untergebracht, die als Flüchtlinge aufgenommen worden sind. Eine mögliche Belegung beläuft sich auf eine Anzahl von Räumlichkeiten für 225 Personen“, erklärt Babette Lissner, Pressesprecherin der Stadt Porta Westfalica, „da die weiteren Zuweisungen von Flüchtlingen nicht absehbar ist, befasst sich die Verwaltung kontinuierlich mit der Beschaffung von Räumlichkeiten für diesen Zweck.“ Die meisten Flüchtlinge seien in Asylbewohnerheimen untergebracht. Nur zwei Familien wohnen in Privatwohnungen.
Zum Vergleich: Landkreis Schaumburg
Der Kreis Schaumburg muss im Rahmen der aktuell gültigen Verteilungsquote insgesamt 816 Personen aufnehmen, davon sind bis zum 24. Juni 333 Personen aufgenommen worden. Auch hier ist der Wohnraum knapp: „Wir sind laufend auf der Suche nach Wohnungen und hoffen, dass uns Privatwohnungen angeboten werden“, berichtet Klaus-Heimann, Pressesprecher des Landkreises Schaumburg. Der Puffer, den man derzeit habe, reiche nur etwa 6 bis 8 Wochen. Die Ansprüche ähneln denen der Stadt Minden: „Wir bringen 90 Prozent der Flüchtlinge in Wohnungen unter“, so Heimann. Für die Leistungen nach dem Asylbewerberleistungsgesetz (AsylbLG) sind 5.341.800 EUR veranschlagt worden. Man könne aber jetzt schon sehen, dass dieser Beitrag am Jahresende nicht ausreichen wird. „Die verbleibenden Kosten muss der Landkreis selbst tragen. Allerdings haben Bund und Land Soforthilfemaßnahmen aufgelegt, die zumindest in diesem Jahr die Belastung der Kommunen senken. Trotzdem wird ein Betrag durch den Landkreis selber aufzubringen sein, der jedoch voraussichtlich erst am Ende des Jahres beziffert werden kann, wenn die Zahlen feststehen“, erklärt Klaus Böhm, Leiter des Sozialamtes im Landkreis Schaumburg.
Über ein gutes Beispiel für Vermieter mit Herz, die gern Flüchtlinge aufnehmen, wird im Lokalteil Petershagen berichtet.