Streit um den Weihnachtsmarkt: Randbereiche gehen leer aus
„Es geht um unsere Existenz“
Wenn der erste Glühweinduft in die Nase steigt und die Kunsthandwerker auf dem Weihnachtsmarkt ihre Buden öffnen, kann man am unteren Ende der Bäckerstraße die Flöhe husten hören. Zwar will das Stadtmarkteting den Randbereichen mit der „Weihnachtsbeleuchtung 2.0“ jetzt entgegenkommen, viele Einzelhändler fürchten aber dennoch um ihre Existenz – und erwarten mehr.
Zwischen dem Mindener Stadtmarketing und einigen Einzelhändlern aus der Bäckerstraße im Bereich der Tränke herrscht eisige Stimmung. Der Weihnachtsmarkt lockt zwar regelmäßig zahlreiche Mindener auf den Scharn und damit auch in die Geschäfte, die sogenannten Randbereiche – wie das untere Ende der Bäckerstraße – gehen jedoch Jahr für Jahr leer aus. Um die Einzelhändler in diesem Bereich zur Weihnachtszeit besser einzubinden, hat das Mindener Stadtmarketing jetzt in neue Bausteine für die Weihnachtsbeleuchtung investiert – die sogenannte „Weihnachtsbeleuchtung 2.0“. Für die neuen Bausteine wurden rund 36.000 investiert. Zum Vergleich: Die Grundanschaffung der Beleuchtung vor ein paar Jahren schlug mit rund 80.000 Euro zu Buche. Für die Auf- und Abhängung, die Lagerung und die Wartung müssen jährlich rund 20.000 Euro aufgebracht werden. Um das stemmen zu können, bittet das Stadtmarketing alle Gewerbebetreibenden in der Innenstadt um Spenden. Mit der Neuerung sollten auch die Händler in den Randbereichen animiert werden, sich zu beteiligen. „Wir haben ein neues Konzept entwickelt, um auch die dunklen Stadteingänge zu erhellen“, sagt Dr. Jörg-Friedrich Sander, Geschäftsführer des Mindener Stadtmarketings, „das war schließlich vorher nichts Halbes und nichts Ganzes.“
Viele Einzelhändler im Bereich der Tränke wollen sich damit jedoch nicht abspeisen lassen und weigern sich, dem Spendenaufruf für die Kosten der Beleuchtung nachzukommen. „Wir sollen die Beleuchtung zahlen? Aber ich profitiere doch gar nicht davon. Außerdem ist hier jetzt auch nur ein neuer Stern – und sonst nichts“, ärgert sich Jasmin Gerth, Inhaberin vom Antikhandel Gerth, „die Bäckerstraße ist hier unten doch trotzdem total tot.“
Sie wünscht sich, mehr vom Stadtmarketing eingebunden zu werden: „Die heißen doch schließlich Minden Marketing und nicht Scharn Marketing“. Genauso sieht es die Inhaberin vom Schmuckladen Demirel, Özgul Eroglu: „Es geht um unsere Existenz, das Weihnachtsgeschäft ist auch für uns unglaublich wichtig. Das Minden Marketing müsste sich mit uns an einen Tisch setzen und eine Lösung für diese Ecke finden – aber das passiert einfach nicht.“
Zusammen haben sich einige Einzelhändler sogar überlegt, selbst einen kleinen Markt auf die Beine zu stellen, eigene Buden zu finanzieren und Weihnachtsaktionen zu organisieren – daraus ist jedoch nichts geworden. „Ein eigener Weihnachtsmarkt wäre super gewesen, das wurde aber sofort abgeblockt“, erklärt Eroglu.
Das will das Stadtmarketing jedoch nicht auf sich sitzen lassen: „Die, die sich bei der Tränke engagieren wollten, waren einfach zu spät dran“, erklärt Christina Kopp, eine der Hauptverantwortlichen für den Weihnachtsmarkt. Schließlich gebe es Fristen für die Anmeldung von Schaustellern, an die man sich halten müsse. „Natürlich würden wir uns freuen, wenn an der Tränke etwas auf die Beine gestellt wird“, ergänzt Sander, „es gibt aber ein Regelwerk, an das sich alle halten müssen.“ Laut Christina Kopp wollen die Schausteller außerdem alle auf den Scharn – bevor sie mit ihren Buden auf der Bäckerstraße stehen müssen, kommen sie lieber gar nicht. Es stehen allerdings auch nicht alle auf Kriegsfuß mit dem Stadtmarketing – Kornelia Bühne, Inhaberin von Skyracer, freut sich über die neue Beleuchtung und kann den Ärger ihrer Nachbarn nicht nachvollziehen: „Ich glaube es ist unrealistisch, den Weihnachtsmarkt hier herunter zu bekommen, eine solche Belebung ist gar nicht machbar. Wir haben trotzdem ein gutes Weihnachtsgeschäft.“
Kommentar
Zusammenarbeit ist alles
Ganz ohne Frage – wer hier im Recht und wer im Unrecht ist, ist schwer zu beurteilen. Natürlich hätten sich die Vertreter des Einzelhandels an gewisse Fristen halten können und die Schausteller wollen nun mal auch partout nicht auf der Bäckerstraße stehen. Aber dafür verantwortlich, die ganze Stadt positiv zu vermarkten, ist doch das Stadtmarketing. Und dazu gehört eben auch der Randbereich der Bäckerstraße. Müsste also nicht
die Initiative vom Minden Marketing ausgehen? Vielleicht wäre es sinnvoll gewesen, sich im Laufe der Jahre mal an einen Tisch zu setzen und zusammen zu überlegen, wie man den Bereich etwas beleben kann. Gemeinsam
kann schließlich mehr erreicht werden – und davon könnte am Ende ganz Minden profitieren.
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