MiKu trifft… Ilse Finkeldey – Zeitzeugin, Politikerin und Mindener Urgestein
Starke Powerfrau mit 92
Wer Ilse Finkeldeys Wohnung betritt, könnte das Gefühl bekommen, mitten in ein Museum aus den 60er Jahren geraten zu sein. Unzählige Uhren ticken, die Möbel könnten aus einem Audrey Hepburn-Film stammen und die 92-jährige Powerfrau steht mittendrin – im adretten Kostüm in blauer Hahnentritt-Optik und mit perfekt sitzender Frisur. Die gebürtige Mindererin, der man ihr Alter kein bisschen ansieht, kann tausende Geschichten erzählen – wir haben davon eine Kostprobe bekommen.
Nicht ohne Grund wurde Ilse Finkeldey für ein Buch über den 2. Weltkrieg als Zeitzeugin befragt – die 1,52 Meter große Politikerin war live dabei, als Minden am 28. März 1945 Opfer eines Bombenangriffs wurde. Ihrer Familie gehörte damals ein Textilgeschäft, eine Maschinenstrickerei, eine Bandweberei und eine Posamentrie an der Bäckerstraße – und zwar dort, wo man heute Bertermann findet. „An dem Tag war es sehr warm, ich lag im Liegestuhl. Dann wurde Alarm geschlagen, aber die Flugzeuge flogen über Minden weg“, erinnert sich Finkeldey, „dann gab es Entwarnung und wir kamen wieder aus den Kellern. Plötzlich wurde jedoch durchgesagt, dass einige Kampfbomber sich abgesondert haben und Kurs auf Minden nehmen – dann rumste es auch schon.“ Während ihre Mutter schon aus dem brennenden Haus geflohen war, versuchte sie, noch einige persönliche Dinge aus dem Haus zu retten: „Ich wollte noch meine Skistiefel und meinen Tennisschläger retten“, schmunzelt die 92-Jährige, die damals zarte 23 war. Danach suchte sie mit ihrer Familie an verschiedenen Orten Unterschlupf, bis sie mit ihrer damals 16-köpfigen Familie in einem Haus an der Marienstraße untergekommen ist. Die Wohnung hat 7 Zimmer und ist 175 Quadratmeter groß. „Wir haben damals alles geteilt“, schildert sie das Zusammenleben. Heute lebt sie dort allein und sorgt nichtsdestotrotz selbstständig für Sauberkeit und Ordnung. Jeden Tag putzt sie eines der 32 Fenster. Gemeinsam mit ihrer Familie versuchte sie damals, erneut eine Strickerei aufzubauen. „So kleine Läden waren aber nicht mehr existenzfähig“, erklärt sie. „Eines Tages sagte mein Mann dann plötzlich ‚Ich werde Lehrer`, da hatten wir schon zwei Kinder“, erzählt sie weiter. Neben seiner Tätigkeit als Lehrer hat er sich lange Zeit für die CDU engagiert und sogar die junge Union gegründet, die dann regelmäßig im Partykeller des Hauses der Finkeldeys zusammenfand. Daraufhin holte die CDU 1969 auch Ilse Finkeldey mit ins Boot – seitdem hat sie so einiges geleistet. „Erst sollte ich nur den Vorsitz der Frauen-Union übernehmen, dann auch noch die Senioren-Union… so nahm das alles nach und nach seinen Lauf“, berichtet sie – und noch weitere Aufgaben sollten folgen. Einige Ämter hat sie mittlerweile niedergelegt, Stadt- und Kreisvorsitzende der Senioren-Union ist sie aber auch heute noch. Einmal im Jahr organisiert sie für diese Gruppe einen Ausflug nach Berlin und stellt – dem Ablaufplan zufolge – dabei die ganze Stadt auf den Kopf.