Minden für den Klimaschutz

Minden für den Klimaschutz

37 Prozent weniger Co2 bis 2030

In der vergangenen Woche stellte die Stadt Minden den Masterplan zur nachhaltigen Mobilität der Öffentlichkeit vor. Er ist Teil des Klimaschutzkonzepts, welches durch das Bundesministerium für Umwelt, Naturschutz, Bau und Reaktorsicherheit gefördert wird. Ausschlaggebend für dieses Konzept war die Verpflichtung von der Bundesregierung zu einem Leitprinzip einer nachhaltigen und zukunftsorientierten Entwicklung, um langfristig Co2, also Treibhausgase, einzusparen.

Die Ziele der Stadt Minden in Bezug auf den Klimaschutz sind klar: Bis zum Jahr 2030 sollen bis zu 27 Prozent Treibhausgas-Emissionen durch die Reduzierung des motorisierten Verkehrs eingespart werden. Dazu entwickelte die Stadt in Zusammenarbeit mit einer Bürgerwerkstatt und dem Projektpartner LK Argus einen Masterplan zur nachhaltigen Mobilität. Durch zielgerichtete Handlungsstrategien sollen laut Plan bis zu 12.300 Tonnen CO2 pro Jahr eingespart werden. Dazu gehören

– die Sicherung und Stärkung der Nahmobilität
– der Ausbau des Radverkehrs
– die Förderung der öffentlichen Verkehrsmittel (kurz: ÖPNV)
– die Förderung klimafreundlicher Antriebsarten
– eine klimafreundliche Gestaltung des Wirtschaftsverkehrs
– und eine stadtverträgliche Abwicklung des Kraftfahrzeugverkehrs.

In der Annahme, dass bis zum Jahr 2030 viel mehr Elektroautos fahren werden, die Bevölkerung sowohl schrumpfen als auch älter werden und die Energieeffizienz erhöht wird, werden damit bereits bis zu 27 Prozent CO2-Emissionen eingespart. Werden in Minden zusätzlich die genannten Handlungsstrategien erfolgreich umgesetzt, kann die Stadt bis zum Jahr 2030 etwa 37 Prozent an Treibhausgasen einsparen und damit einen wesentlichen Teil zum Klimaschutz des Landes beitragen.

Bürger arbeiteten aktiv mit

Zur Erstellung des Masterplans wurde die Bevölkerung in Form von Mobilitätsbefragungen im Herbst 2015 und einer Bürgerwerkstatt aktiv mit einbezogen. Bereits im Januar analysierte die Bürgerwerkstatt Verkehrswege, Fuß- und Radverkehr sowie den motorisierten Verkehr, das ÖPNV-Angebot als auch Parkmöglichkeiten in Minden. Aus der Befragung ging hervor, dass im Jahr 2015 in der Stadt Minden 23 Prozent aller Wege mit dem Rad zurück gelegt wurden. Dem Ausbildungsverkehr kommt dabei mit 48 Prozent die größte Bedeutung zu. Dabei gäbe es für den Umstieg vom KFZ aufs Rad noch ein vergleichsweise großes Potential, wenn sich die Radverkehrsführung und Infrastruktur verbesserten. Zur Zeit würden allerdings immer noch die Hälfte aller Wege in der Stadt mit dem Pkw zurückgelegt, so Stadtplaner Michael Volpert von der LK Argus. Und das obwohl der Radverkehr in Minden überdurchschnittlich ausgeprägt sei. 13 Prozent mache den Anteil der Fußgänger aus, lediglich sechs Prozent nutze den Busverkehr. Im Vergleich zu anderen Städten liegt Minden damit leicht über dem Durchschnitt.

Umsetzung des Masterplans

Um die genannten Ziele des Klimaschutzes und des Masterplans sowohl kurz- als auch langfristig bis 2030 umzusetzen, entstanden detaillierte Projekte. Dazu gehören beispielweise die Aufwertung des Glacis-Rundwegs, die Barrierefreiheit in der Innenstadt, die Aufwertung von Schulumfeldern sowie die Pflege und Unterhaltung von Fuß- und Radwegen. Weitere wichtige Punkte sind der Ausbau des Radverkehrs, die Förderung des ÖPNV und die Lenkung des Kfz-Verkehrs. Dabei steht auch der Bau eines Radschnellwegs auf dem Plan. Hierzu gab es bereits Anfang des Jahres kritische Stimmen von Seiten der IHK und der Glacisschützer. Letztere kritisierten geplante Teilstrecken, die durch das Glacis führen würden, da dies eine starke Rohdung zur Folge hätte. Eine Alternativroute könnte laut Masterplan über den Klausenwall verlaufen, der im Falle der Umsetzung zwei Pkw-Fahrstreifen einzubüßen hätte. Die IHK Minden sah in dieser Alternative eine Gefahr für den innerstädtischen Handel, da gerade der Klausenwall eine entscheidende Bedeutung für die Erreichbarkeit der Innenstadt habe und möchte sich zukünftig in die Planung einbringen.

Karl-Ernst Hunting, Leiter der IHK-Zweigstelle Minden: „Wir haben um Beteiligung bei der Erarbeitung der konkreten Umsetzungsschritte gebeten. Damit hoffen wir, eine möglichst innenstadt- und wirtschaftsverträgliche Umsetzung erreichen zu können."

Karl-Ernst Hunting, Leiter der IHK-Zweigstelle Minden: „Wir haben um Beteiligung bei der Erarbeitung der konkreten Umsetzungsschritte gebeten. Damit hoffen wir, eine möglichst innenstadt- und wirtschaftsverträgliche Umsetzung erreichen zu können.“

„Der Masterplan ist hinsichtlich seiner positiven Absicht nicht abzulehnen. Über die getroffenen Annahmen und die auftragsbedingte Studiensystematik kann man unterschiedlicher Meinung sein. Die Maßnahmen sind oft auslegungsbedürftig formuliert. Deshalb haben wir um Beteiligung bei der Erarbeitung der konkreten Umsetzungsschritte gebeten. Damit hoffen wir, eine möglichst innenstadt- und wirtschaftsverträgliche Umsetzung erreichen zu können“, so Karl-Ernst Hunting, Leiter der IHK in Minden. Doch auch dem Ausschluss des innerstädtischen Durchgangsverkehrs stand die IHK bereits kritisch gegenüber. „Im Rahmen einer Verkehrsuntersuchung auf dem Grimpenwall wurde festgestellt, dass viele Fahrzeuge diese Straße zu ‚Durchfahrtszwecken‘ nutzen, obwohl sie ohne große Umwege und Zeitverlust auch auf den klassifizierten Bundes- und Landesstraßen zu ihrem Ziel gelangen würden. Von Seiten der Stadtverwaltung ist geplant, zunächst die wegweisende Beschilderung im Mindener Stadtgebiet flächendeckend zu überprüfen und gegebenenfalls zu optimieren“, erklärt Susann Lewerenz, Pressesprecherin der Stadt Minden, die Vorgehensweise der Stadt in Bezug auf den Durchgangsverkehr. Weiter wurden zur innerstädtischen Verkehrsberuhigung bereits Tempo 30-Zonen errichtet und auch eine Geschwindigkeitsreduzierung auf der Ringstraße von der Bürgerwerkstatt bereits angeregt.