Supernasen auf vier Pfoten
Die Schnüffelwerkstatt bietet Mantrailing an
Higgins schnuppert nur ganz kurz am Papiertaschentuch. Schnurstracks wetzt der Golden Retriever los, den Geruch der Person in der Nase, die er suchen soll, mit langgestrecktem Hals, die tiefe Nase nah am Boden. Plötzlich biegt er um die Hausecke, wo die Zielperson sich versteckt hat. Higgins bellt los, wedelt wild mit seinem Schwanz und schlingt seine Belohnung runter, leckere Fleischstückchen. „Vermisste Frau gefunden“, ruft Mantrailerin Rabea Koch. Die Übung ist beendet. Keine fünf Minuten hat das Versteckspiel in der Petershäger Altstadt gedauert.
„Hunde sind Nasentiere“
Rabea Koch ist Inhaberin und gemeinsam mit Silke Tiedemann eine von zwei ausgebildeten Trail- Trainerinnen von „Die Schnüffelwerkstatt“. Die beiden Frauen haben sich ganz ihren Leidenschaften verschrieben, der Hundeerziehung und dem Zusammenspiel von Hund und Mensch. Rabea und Silke haben beide eine qualifizierte Ausbildung genossen und verfügen über langjährige Erfahrung im Mantrailing, zu deutsch „Menschenspur verfolgend“. Der Hundesport bezeichnet die Suche nach einer bestimmten Person anhand ihres Individualgeruchs. Dazu bekommt der Hund zu Beginn einen Gegenstand der gesuchten Person und verfolgt diesen Geruch, bis er sie findet. „Hunde sind Nasentiere“, sagt Rabea Koch, „beim Mantrailing können wir die Tiere artgerecht voll auslasten, denn Schnüffeln beansprucht Kopf und Körper und macht ihnen viel Spaß.“ Bis zu 220 Millionen Riechzellen enthält die Hundenase. Zum Vergleich: Die des Menschen hat nur bis zu fünf Millionen. Für den Hund sind menschliche Individualgerüche wie Visitenkarten.
Geschafft, aber glücklich
Je geübter der Hund im Mantrailing ist, umso emsiger und zielstrebiger verfolgt er sein Ziel. Ganz egal, ob die Geruchspartikel aufwirbeln, oder durch die Luft gleiten. Den Hunden reicht bereits der Atem der gesuchten Person, eingefangen in einem Schraubglas. Die Person versteckt sich dann, das Schraubglas wird geöffnet, der Hund riecht daran und läuft los. Frauchen oder Herrchen folgen dem Hund an einer Schleppleine. Erfahrene Hund-Mensch-Teams können Trails von mehreren Kilometern Länge absolvieren. Das ist nicht nur für die Halter eine schöne Konditionseinheit. Nach einem Trail wirken die Vierbeiner ausgepowert, aber glücklich. „Die Hunde sollen nach einem Trail erstmal die Eindrücke verarbeiten und abspeichern fürs nächste Mal, wir wollen sie nicht überfordern“, erklärt Rabea Koch. Bei der Schnüffelwerkstatt gibt es feste Gruppen, die sich wöchentlich zum Training treffen, in einem festgelegten Gebiet (zum Beispiel Uchte, Steyerberg, Petershagen, …) an wechselnden Adressen.
Für jede Hunderasse geeignet
Eine Gruppe besteht aus vier bis fünf Teams und das Training dauert circa zwei bis zweieinhalb Stunden. „So bleibt für jedes einzelne Team genug Zeit für die Suche und die Nachbesprechung“, sagt Rabea. Da jeder gesunde Hund fantastisch riechen kann, ist Mantrailing für jede Rasse und jedes Hundealter geeignet. „Die Hunde lieben Mantrailing, freuen sich über ihre Erfolge und sind abends ganz müde.“ Daheim brauchen die Vierbeiner nach dem Mantrailing dann erst einmal ihre Ruhe – genau wie ihre Frauchen und Herrchen.