„Rinteln 2030“

„Rinteln 2030“

Ideen für eine integrierte Stadtentwicklung

Die Studentinnen und Studenten der Hochschule Ostwestfalen-Lippe hatten bei ihren Arbeitsaufträgen zur Erstellung von Konzepten zur integrierten Stadtentwicklung in Rinteln zwei Vorteile: Sie haben den unverbrauchten „Blick von außen“ und sie mussten sich nicht um Fragen von Eigentümerrechten oder Finanzknappheit der Kommune in ihren Ideen leiten lassen.
Die Studenten stellten dem Ausschuss für Bau- und Stadtentwicklung jetzt Konzepte für „Rinteln 2030“ vor, bei denen Barrierefreiheit ein wichtiger, aber bei weitem nicht der einzige Aspekt war. Prof. Martin Hoelscher, der mit den angehenden Bachelors die Konzepte vorstellte, stellte heraus, dass Rinteln über eine wunderschöne, identitätsstiftende Altstadt verfüge, diese jedoch in der Gesamtübersicht Rintelns deutlich kleiner sei, als die stärker belebte Nordstadt. Die sei in ihrer Darstellung jedoch eher beliebig und austauschbar, während die Altstadt als das „Herz der Stadt“ wahrgenommen werde. Als trennendes aber auch verbindendes Element sei die Weser besonders im Focus der Arbeiten gewesen, denn hier gebe es noch viel zu tun, um sie stärker in die Stadt zu integrieren. Ein Konzept fand in der Bewertung der Universität besondere Beachtung und wurde in seiner Gesamtheit vorgestellt, aus den anderen Arbeiten präsentierten die Studenten die Highlights. Dabei kam heraus, dass es drei Stärken der Stadt gibt: „Altstadt, Weser, Doktorsee!“ Stärken können jedoch auch Schwächen beinhalten. So hat die Altstadt einen erhöhten Sanierungsbedarf, es gibt Leerstände, Barrieren und die Hindenburgbrücke als Nadelöhr. Ein großes Potential sahen die Studenten im Hafenareal an der Dankerser Straße, wo es hochattraktive Möglichkeiten für Wohnungen gebe, wenn einmal die jetzige Nutzung wegfällt. Für ihre Arbeiten erstellten sie Leitlinien und einen Masterplan und bezogen dabei auch die eng an Rinteln liegenden Ortsteile mit in die Entwicklungsmöglichkeiten ein. Ihr unbarmherziges Fazit lautete jedoch auch: „Die kleinen Ortsteile unter 200 Einwohnern nicht weiter in ihrer Ausdehnung fördern!“

Die "Betonwüste" am Fuße des Brückentors störte alle Planer.

Die „Betonwüste“ am Fuße des Brückentors störte alle Planer.

Touristen sind seit jeher in Rinteln ein hoher wirtschaftlicher Faktor. Um sie verstärkt zu gewinnen und hier über Tage zu binden sollte der Radfernweg Weser von Engern kommend über eine neue Brücke in Höhe des Kanu-Clubs auf die Südseite Richtung ehemaliger Jugendherberge geführt werden, die als Radhotel ausgebaut werden könnte. Im Anschluss sollte der Radweg wesernah weitergeführt werden.
Ein besonders Stadtbild-prägendes Gebäude ist der Brückentorkomplex. Von Norden kommend ist es über die Weserbrücke das erste Bild der Altstadt. Hier gab es unterschiedliche Ansätze. Von Abriss über Umgestaltung mit Glasfassaden waren die Vorschläge der Studenten. Wichtig: „Die Betonwüste am Fuße des Komplexes Überarbeiten!“ Auch für den Bahnhof hatten die Studentinnen und Studenten klare Worte: „Grauselig!“ Die Unterführung und die Zuwegung zu den unattraktiven Wartenzonen auf die Züge sei kein Aushängeschild für die Stadt.
In der Altstadt selbst müssten die Bewegungs- und Verweilzonen deutlicher voneinander getrennt werden. Kundenfänger und Kleiderständer müssten aus den Bewegungszonen vor den Geschäften verschwinden, die Sitzmöglichkeiten vereinheitlicht werden. Den hohen Leerstand in der Brennerstraße sahen die Konzeptersteller auch als Chance für attraktive und innenstadtnahe Generationenwohnprojekte. Sie stellten auch Ideen für eine Nachnutzung des Krankenhauses Rinteln mit einer Wohnbebauung vor und sahen in den heruntergekommenen Hochhäusern im Bereich Graf-Otto-Straße Potential für modernes Wohnen.

Den Brückentorkomplex abreißen und ein neues Tor zur Stadt und zur Weser bauen, das könnten sich zwei der Planer vorstellen.

Den Brückentorkomplex abreißen und ein neues Tor zur Stadt und zur Weser bauen, das könnten sich zwei der Planer vorstellen.

Die Politik nahm die Ideen dankbar auf. Allerdings, so Klaus Wißmann: „Die Ideen sind gut, die Finanzen der Stadt allerdings nicht!“ Und Dr. Gert Armin Neuhäuser sah in der Darstellung auch ein schonungsloses Aufdecken der „Pleiten, Pech und Pannen“ der letzten Jahrzehnte. 
Die Ideenbörse soll jedoch nicht einfach auf dem Papier verloren gehen. Die Politik will sich mit den Konzepten noch einmal intensiver beschäftigen und die eine oder andere Anregung daraus aufnehmen. ste•