Einzelhandelsumsätze im Kreis schrumpfen

Einzelhandelsumsätze im Kreis schrumpfen

Minden-Lübbecke mit zweitstärkstem Rückgang in OWL

Der Einzelhandel in Deutschland blickt auf ein erfolgreiches Jahr 2015 zurück. Mehr Beschäftigung, steigende Einkommen und niedrige Zinsen haben ihm das stärkste Umsatzplus seit 20 Jahren beschert. Von einem Rekordjahr kann im Mühlenkreis keine Rede sein. Der Einzelhandel in Minden-Lübbecke verzeichnete den zweitstärksten Rückgang aller Kreise in OWL, informierte der Handelsverband Ostwestfalen-Lippe.

Der Einzelhandelsumsatz im Kreis Minden-Lübbecke ist im vergangenen Jahr um 2,9 Prozentpunkte im Vergleich zum Vorjahr geschrumpft. 2014 konnten 1,732 Milliarden Euro erlöst werden, 2015 nur noch 1,681 Milliarden. Laut Dr. Axel Berger, Geschäftsführer der Geschäftsstelle Minden beim Handelsverband OWL, gibt es viele Ursachen für diesen Negativtrend. „Kreise wie Bielefeld, Paderborn oder Gütersloh profitieren von ihren Großstädten und kommen alle auf ein Umsatzplus. Es gibt dort eine größere Produktvielfalt und stark frequentierte Innenstädte. Das Plus ist auch auf die leicht gestiegenen Einwohnerzahlen in diesen Kreisen zurückzuführen. Ländliche Regionen wie Minden-Lübbecke hingegen verlieren an Einwohnern.

Wo weniger Einwohner sind, da gibt es auch weniger Geschäfte und weniger Einnahmen für den Einzelhandel“, sagt Berger.

Stationären und digitalen Handel verknüpfen

Die wachsende Digitalisierung und der Online-Handel würden kleineren Städten mit kleinteiligen Handelsbeständen arg zusetzen.. Das betreffe speziell die Flächenregionen im Kreis Minden- Lübbecke, wo der Einzelhandel noch unter deutlich stärkeren Umsatzeinbußen leidet als in der Kreisstadt. „In manchen Ortsteilen in Stemwede oder Petershagen sind viele Waren einfach nicht mehr verfügbar. Viele Menschen kaufen ihre Sachen dann lieber bequem im Internet ein, statt mit dem Auto in die nächstgelegene Stadt zu fahren“, erklärt Berger. Hier sei auch die Kreativität der Unternehmer selbst gefragt. „Die Händler sollten versuchen den Wandel zu nutzen und den stationären mit dem digitalen Handel zu verbinden. ‚Click and Collect‘ ist hierfür ein gutes Beispiel. Die Kunden können die Produkte zunächst online anschauen und kaufen, holen die Ware jedoch im stationären Geschäft ab. So kann der Kunde online versandkostenfrei bestellen, und sich trotzdem noch vor Ort beraten lassen,“ so Berger.

Innenstädte müssen attraktiv sein

Der Handel sei wichtigster Besuchermagnet und Wirtschaftsfaktor der Innenstadt und lebe von einem „gedeihlichen Umfeld“. Ein attraktives Umfeld, vielfältige Dienstleistungs- und Freizeitangebote sowie eine gute Erreichbarkeit steigerten die Wettbewerbsfähigkeit des Einzelhandels. In der Stadt Minden ist man laut Berger inzwischen auf einem guten Wege. „Der neue Scharn hat die Innenstadt schon deutlich aufgewertet. Auch der Umbau des ehemaligen Hertie-Gebäudes ist ein gutes Zeichen und dürfte für eine bessere Einbindung der Bäckerstraße in die Innenstadt sorgen.“ Jetzt müsse nur noch auffälligen Leerständen wie den ehemaligen Wehmeyer-Räumen an der Ecke von Scharn und Martinitreppe neues Leben eingehaucht werden.

„Handel bedeutet aktiv zu werden“

Obermarkt-Quartier feilt an neuen Konzepten

Laut Michael Lax und Philipp Hausdörffer ist das Internet keine Bedrohung für den stationären Einzelhandel, sondern seine große Chance. Die beiden gehören zur Immobilien- Standortgemeinschaft Obermarkt-Quartier (ISG), einer Kooperation der Geschäfte im Bereich der Obermarktstraße. Online-Shopping mache dem Verein keine Angst. Sie wollen ihr Quartier offensiv vermarkten – trotz Leerständen und Baustellen. Handel bedeute aktiv zu werden.

„Das Internet und die sozialen Medien rücken immer stärker in den Vordergrund. Wir bewerben den Obermarkt darum auf einer eigenen Homepage, bei Facebook und bei Youtube. Wir überlegen uns Aktionen, drehen Videos. Und wir haben Erfolg, denn trotz der Baustelle kommen die Kunden weiter in unsere Geschäfte“, sagt Philipp Hausdörffer. Kunst und Events gehören ebenso zur Vermarktungsstrategie. „Der Kunde will den Einkauf als Erlebnis begreifen. Früher hieß die Parole ‚Umsatz pro Quadratmeter‘, heute heißt sie ‚Umsatz durch Erlebnis pro Quadratmeter’“, so Hausdörffer. Den Zusammenhalt und Kreativität wie am Obermarkt würde sich Michael Lax auch für andere Viertel wünschen. Der Kassenwart der ISG und Innenstadtkoordinator in Personalunion erklärt: „Um weiter erfolgreich zu sein, ist auch die Eigeninitiative der alteingesessenen, kleinen Einzelhändler gefragt. Ganz nach dem Motto ‚Gemeinsam sind wir stark‘ kann man Kräfte bündeln, neue Geschäftsideen entwickeln und Anreize für die Kunden schaffen.“