„Irgendwann war ich plötzlich Mr. Powerslide“

„Irgendwann war ich plötzlich Mr. Powerslide“

MiKu trifft… Jockel, Geschäftsführer der Fahrradmanufaktur Powerslide

Seit 25 Jahren führt Frank Johannsen nun schon den beliebten und weit bekannten Fahrradladen an der Marienstraße. Viele kennen ihn nur noch unter dem Namen „Jockel“ oder „Mr. Powerslide“.
Wenn man das Geschäft betritt, stehen meist schon viele Gäste in der Warteschlange, um mit Jockel ein Fachgespräch zu führen oder sich beraten zu lassen. Der Wunsch-Mindener ist beliebt- und das nicht nur wegen seiner Fahrräder.

„Die ersten Jahre haben mich meine Kunden nur mit dem Firmennamen identifiziert“, berichtet der ambitionierte Fahrradfahrer, der ursprünglich aus dem Osnabrücker Land stammt. „Irgendwann war ich dann mal im Markt 15 und wurde von Jugendlichen mit ‚Hey, Mr. Powerslide, was macht mein Fahrrad‘ angesprochen.“ Von dem Zeitpunkt an hatte Frank Johannsen seinen zweiten Spitznamen weg. Seinen ersten bekam er bereits im Jugendalter in der Handballmannschaft. „Beim Mannschaftssport werden immer Spitznamen verteilt“, erklärt er den Werdegang seines bekannten Spitznamens „Jockel“. Wie nicht anders zu erwarten verbringt der Fahrradspezialist jede freie Minute auf seinem Bike. Dabei ist er äußerst vielseitig, ob Rennrad, Mountainbike oder Reiserad – Hauptsache Fahrradfahren und etwas für die Gesundheit tun. Der Radsport kommt ihm in Minden aber leider immer noch zu kurz. „Wir haben das Wiehengebirge mit dem Kaiser und den Weserradweg. Das alles wird von der Stadt Minden und Porta viel zu wenig beworben und für Fahrradfahrer attraktiv gemacht“, klagt er. „ Es müssten viel mehr Touren für Gleichgesinnte angeboten werden. Wie oft werde ich danach gefragt und kann letztendlich keine Empfehlung geben, weil die Stadt die Fahrradkultur nicht ausreichend fördert.“ Er selber bezeichnet sich als fahrradverrückt: „Gibt mir eine Stunde Zeit und ich denke ans Radfahren, gib mir zwei Stunden Zeit und ich denke immer noch ans Radfahren.“ Nur leider hat er meist nicht die Zeit, der Laden und seine Kunden müssen auch bedient werden. Angefangen hat damals alles in Bielefeld, wo er seinen ersten Laden eröffnete. Minden sollte erst nur eine Zweigstelle werden. „Zu dem Zeitpunkt gab es damals keinen Fahrradladen mehr. Zudem gab es kaum gute Räder. Alles musste individuell zusammen gestellt werden, das Rad von der Stange gab es noch nicht. Die Beratung hat dementsprechend bis zu fünf Stunden für ein Rad gedauert“, erinnert sich Jockel an die Anfänge.

Sein Ziel im Fahrradgeschäft ist klar: Er möchte Menschen zur Bewegung auf dem Rad motivieren, auch Jugendliche. Die Menschen sollen ein Gespür dafür entwickeln, dass Bewegung wichtig ist und das Rad auch als Alltagsgefährt genutzt werden kann, wenn am Wochenende aus familiären Gründen nicht genügend Zeit ist. Worauf er in diesem Jahr stolz ist, ist seine Teilnahme am Eroica-Rennen – ein historisches Radrennen über die Schotterpisten der Toskana. „Das ist eine Veranstaltung meiner Altersklasse“, erklärt Jockel seine Teilnahme. „ Die Teilnehmer kommen aus der ganzen Welt – New York, Japan usw.. Es ist eine absolute Retro-Veranstaltung mit originalen Rädern von früher. Die Originaletappe geht über 209 km. Damals sind die Fahrer um vier Uhr morgens gestartet, um die Strecke zu schaffen. Und das ohne Licht.“ Die Begeisterung, mit der Jockel über den Radsport erzählt ist ansteckend. Und genau das möchte er auch – er möchte Begeisterung wecken. Das schönste Kompliment seiner auswärtigen Kunden war bisher: „Für mich bist du Minden.“