Michael Jäcke ist Mindens neuer Bürgermeister

Michael Jäcke ist Mindens neuer Bürgermeister

Vier Kandidaten, vier Resümees

Um 19.17 Uhr am vergangenen Sonntag stand das Endergebnis fest – mit 52,21 Prozent setzte sich Michael Jäcke, Kandidat der SPD, gegen seine drei Mitbewerber für das Bürgermeisteramt durch. Rund 65. 000 Wahlberechtigte waren aufgerufen ihre Stimme abzugeben. Die Wahlbeteiligung lag bei etwa 36 Prozent.

Wir haben die vier Kandidaten nach einem persönlichen Fazit gefragt – zu ihrem Wahlkampf, Wahlergebnis und zu ihrer Zukunft.

Michael Jäcke

Michael Jäcke


Michael Jäcke (SPD)

„Ich bedanke mich von ganzem Herzen für die Unterstützung und das große Vertrauen der Mindener Bürgerinnen und Bürger, dass in diesem Wahlergebnis zum Ausdruck kommt. Es geht in meinem neuen Amt gleich mit vielen großen Herausforderungen und Aufgaben los – beim städtischen Haushalt, bei der Flüchtlingshilfe oder der Schulentwicklungsplanung. Ich werde, wie im Wahlkampf versprochen, die ganze Stadtgesellschaft einbeziehen und auf alle politischen Kräfte zugehen, um gemeinsam gute und tragfähige Lösungen zu finden. Ein besonderes Augenmerk in den kommenden Jahren muss den Stadtteilen gelten, die auf politische und soziale Unterstützung besonders angewiesen sind, in denen aber die Wahlbeteiligung noch geringer war als in der gesamten Stadt.“

Ulrich Stadtmann

Ulrich Stadtmann


Ulrich Stadtmann (CDU, Grüne, FDP, BBM, Piraten)

„Der Wahlkampf hat mir und meinem Team sehr viel Spaß gemacht. Das war eine sehr gute Zusammenarbeit im Fünferbündnis.
Das Ergebnis war für uns alle enttäuschend. Aber eine Wahl lässt sich nicht gewinnen, wenn die eigene potenzielle Wählerschaft nicht zur Wahl geht.
Die niedrige Wahlbeteiligung war eine Katastrophe für die Demokratie.

Meine politische Zukunft ist weiterhin in der Stadtverordnetenversammlung.
Vor einem Jahr wurde ich bei der Kommunalwahl für sechs Jahre in den Rat gewählt, ebenso wie alle anderen Stadtverordneten des Fünferbündnisses.
Da niemand alleine eine Mehrheit im Stadtrat hat, werden wir auch in Zukunft in Sachfragen Minden gemeinsam gestalten.“

Jürgen Schnarke

Jürgen Schnarke


Jürgen Schnake (parteilos)

„Am und im Wahlkampf hatte ich – unabhängig aller Ernsthaftigkeit – extrem viel Spaß. Mit meinem Wahlergebnis von fast 11 Prozent bin ich sehr zufrieden. Ich möchte mich an dieser Stelle für das Vertrauen tausender Mindener Bürger bedanken!

Viele der kleinen und großen Lösungen, die ich für Minden entwickelt habe, sind auf andere Städte übertragbar und fließen daher nun in eine kommunale Beratungsgesellschaft ein.

Herrn Jäcke habe ich leider als eine sehr angstbesetzte Person kennengelernt. Das wäre für einen Bürgermeister schlimm. So bleibt mir bis 2020 leider nicht viel mehr, als dieser wundervollen Stadt sehr viel Glück zu wünschen.“

Matthias Beier

Matthias Beier


Matthias Beier (UB-UWG)

„Die Kandidatur hatte ich mir so vorgestellt, dass ich mit detaillierten Projekten punkten könnte.

1.) Eine Westfalen-Arena am Hauptbahnhof
2.) Eine Werksansiedlung am Regioport
3.) Erhalt der historischen City (also auch der historischen Laternen). Mit Gesprächen und Planungssicherheit w‰ren die Leerst‰nde zu lˆsen (und die Westfalen-Arena würde der City einen Aufschwung bescheren).
4.) Einführung von Gemeinschafts-/Sekundarschulen (Schulexperten sagen: alle wollen dies)
5.) Regelmäßige Bürgerveranstaltungen als Ideenschmiede.
Was schief gegangen ist? Warum im Wahlergebnis dann projektlose Kandidaten vorne lagen? Viele kennen die Antwort inzwischen.

Am Minden-Kurier lag es nicht – Ich möchte Danke sagen für Ihre fairen Berichte!“

Miku-Redakteur Dennis Salge

Miku-Redakteur Dennis Salge

Kommentar

Chef ohne Mehrheit

Die Bürgermeisterwahl in Minden hat sich als eindeutiges Rennen entpuppt. Die Parteien, die Kandidaten, die Bürger – alle rechneten sie mit einer Stichwahl. Die (wenigen) Wähler belehrten sie eines Besseren: Michael Jäcke wird Mindens neuer Bürgermeister. 52,21 Prozent votierten für den 53-Jährigen. Mit seinen Slogans („Meine Wirtschaftsförderung – Dein Erfolg“, „Meine Stadtgestaltung – Dein Freiraum,…) hat er anscheinend das „Min & Din-Gefühl“ der Mindener geweckt und das Wählervolk mobilisiert. In die Karten gespielt hat ihm aber wohl auch die Kandidatenposse der All-Parteien-Allianz. Minden bleibt SPD-Land.

Michael Jäcke wird wenig Zeit haben, um seinen Sieg auszukosten. Minden steckt tief in den roten Zahlen, die Innenstadt siecht vor sich hin, junge Fachkräfte kehren der Stadt den Rücken. Es ist kurz nach fünf vor zwölf für Minden. Entscheidungen müssen her. Doch Jäcke ist ein Bürgermeister ohne Mehrheit. Er ist auf die Mithilfe anderer Parteien angewiesen, um etwas für Minden bewegen zu können. Sonst ist der Bürgermeister ein Papiertiger. Zusammen mit der MI kommt die SPD auf 27 von insgesamt 61 Sitzen im Stadtrat. Jäcke muss sich seine eigenen Mehrheiten suchen, befristete Bündnisse. Das kostet Arbeit, braucht Kompromisse und Fingerspitzengefühl. Hier ist nicht nur der Bürgermeister gefragt. Alle Ratsmitglieder sind zu Teamwork und Vernunft aufgerufen, damit es im Sinne Mindens vorangeht. Sachliche Zusammenarbeit statt Parteienkungel. Für die Wähler. Für die Bürger. Für Minden.