MiKu trifft... Jürgen Schnake, parteiloser Bürgermeister-Kandidat

MiKu trifft… Jürgen Schnake, parteiloser Bürgermeister-Kandidat

„Ich bin der Underdog“

Am 13. September wählen die Mindener einen neuen Bürgermeister – in den kommenden Wochen stellen wir alle vier Kandidaten vor. Den Anfang macht der parteilose Jürgen Schnake. Wir haben mit ihm über Mindens Schuldenberg, die Hundesteuer und die Überlegung, Minden zur kreisfreien Stadt zu machen, gesprochen.

Steckbrief
Geburtstag: 5.1.1970
Geburtsort: Bünde
Verheiratet: nein
Kinder: Nicht, dass er wüsste

Der 45-Jährige Jürgen Schnake bezeichnet sich selbst als einen demütigen Menschen. „In der Politik hat man es meist mit großen Egos zutun“, sagt er – sich selbst ordnet er da nicht ein. Seinen Wahlkampf führt er größtenteils online, auf seine Kandidatur arbeitet er schon seit 5 Jahren hin. „Ich bin Optimist, aber auch Realist – ich weiß, dass ich der Underdog bin“, erklärt der Hobby-Astronom. Ihm ist bewusst, dass er online vor allem junge Leute erreicht, die im Schnitt eher seltener wählen gehen als ältere. Dahinter steckt jedoch ein Plan: „Die Frage ist, wie viele Leute kann ich motivieren, zur Wahl zu gehen, die es sonst nicht tun.“ In den letzten Wochen konnte man ihn allerdings auch regelmäßig an einem Stand auf dem Scharn antreffen, wo er mit potenziellen Wählern ins Gespräch gekommen ist. Sollte er gewählt werden, dann nur mit „Rückgaberecht“: nach 100 Tagen Amtszeit würde er, sobald sich eine Zwei-Drittel-Mehrheit der Mindener gegen ihn ausspricht, freiwillig gehen.

Jürgen Schnake

Kein „Kuschel-Wahlkampf“
Sein Wahlkampf-Stil ist hart, er bezeichnet seine Konkurrenten auch gern mal als „Prinz Valium“, „StattKoerberMann“ oder „Schaumschläger“ – förmliche Höflichkeit gegenüber den anderen Kandidaten ist nicht sein Ding: „Wir sind nicht mehr in der Position, einen Kuschel-Wahlkampf führen zu können – Minden hat ernste Probleme.“ Damit spielt er vor allem auf den hohen Schuldenberg an. Schnake hat nach eigener Aussage Informationen, denen zufolge Minden mittlerweile mit Schulden in Höhe von rund 160 Millionen Euro belastet sein soll (laut Stadt Minden waren es Ende 2014 rund 136,3 Millionen Euro). Seine Lösung: „Wir müssen den Schuldenberg durch einen Schuldenschnitt mindestens halbieren.“ Er habe die „Schnauze voll“ vom Sparen und von Steuererhöhungen.

Leerstandssteuer statt Hundesteuer
Zudem will er die Hundesteuer abschaffen und stattdessen eine Leerstandsgebühr einführen: „Man könnte Gebühren erheben, wenn eine Immobilie unbegründet und unnötig lange leer steht. Das Geld würde ich dann in die Innenstadt investieren.“
Sollte er nicht gewählt werden, hat er schon Alternativen im Kopf: „Mein Wohl und Weh hängt nicht von der Kandidatur ab. Ich hatte davor ein gutes Leben, habe es währenddessen und werde es auch danach haben“, erklärt er, „wenn ich nicht Bürgermeister werde, gründe ich eine kommunale Beratungsfirma und berate andere Städte.“ Im Falle seines Scheiterns sieht er schwarz für Minden: „Ich sollte gewählt werden, weil es ohne mich nur schlimmer werden kann. Das soll nicht überheblich klingen, das ist Stand der Dinge.“