Karl-Friedrich Lihra: Wohlfühlen in Minden

Karl-Friedrich Lihra: Wohlfühlen in Minden

Sie und ich leben in dieser Stadt. Welche Ansprüche muss diese Stadt erfüllen? MiKu trat an mich heran, alle 14 Tage eine Kolumne zu schreiben. Warum? Ich will es Ihnen sagen. Nicht aus dem Grund zu meckern. Nicht aus dem Grund, etwas Wichtiges zu sagen zu haben. Nein, ich möchte Denkanstöße geben, und – ich möchte, dass wir uns in unserer Stadt wohlfühlen können. Der Mensch will sich wohlfühlen – das ist ein universelles Bedürfnis, auch in Minden.
Jetzt frage ich Sie: „Kann man sich in Minden wohlfühlen?“ Wie oft hört man gerade von Älteren: „Früher war alles besser!“ Ich sage: „Das stimmt so nicht.“ Meine Behauptung: „Heute ist alles anders.“ Ängste aller Art haben zugenommen und werden noch weiter zunehmen. Was wird mit den Finanzen unserer Stadt? Werden die Schulen weiterhin mit der neuesten Technik ausgestattet werden können? Werden die Gebäude in einen guten Zustand kommen? Ebenso die Feuerwehr, die Polizei und die Verwaltung? Wird das kulturelle Angebot weiterhin vielseitig und von gutem Niveau sein? All das war vor Jahren keine Frage. Die Sehnsucht nach Geborgenheit nimmt zu. Wir möchten uns in Minden wohlfühlen, besonders wenn uns um herum scheinbar alles in Unordnung und Verwirrung versinkt.
Denken wir an unsere Renten. Können sie noch bezahlt werden. Wie werden wir im Alter zurechtkommen? Es wird nicht ohne uns Bürger in Minden funktionieren. Ehrenamtliches Engagement ist notwendig. Teamarbeit, besseres Arbeitsklima, Kostenerstattung. Hier ist die Politik unserer Stadt gefordert, den ehrenamtlich Tätigen mehr als leere Worthülsen zukommen zu lassen. Anerkennung haben diese Menschen verdient. Viele hundert Bürger in unserer Stadt arbeiten freiwillig daran mit, die Lebensqualität in Minden zu verbessern.
Und, was wird in der Zukunft? Ich denke einmal ins Unreine. Wie wäre es, wenn die Bürger Mindens einen unsichtbaren Vertrag mit Politik und Verwaltung schließen würden? Der könnte sinngemäß lauten: Ihr macht fortan nicht mehr was ihr wollt, sondern was wir wollen. Damit es klappt, helfen wir euch nach Kräften durch Mitwirkung auf der administrativen Ebene, aber auch durch viele freiwillige Aktivitäten auf der Bürgerebene. Wir kümmern uns um unsere unmittelbare Nachbarschaft, ihr sorgt für das Gemeinwohl. In unseren heutigen Verwaltungen scheint Wettbewerb nicht vorgesehen zu sein. Wir alle gemeinsam sollten den Wahlspruch: „das haben wir schon immer so gemacht“ aus unseren Gehirnen streichen. Es liegt in der Hand von uns Mindener Bürgerinnen und Bürger, unsere Bürokratie so zu gestalten, dass sich alle in Minden wohlfühlen. Aber das setzt von uns auch bürgerschaftliches Engagement voraus, wie es schon viele bei uns zeigen. Aber noch viel zu wenige.
Die Mindener Bürger werden in Zukunft automatisch andere Prioritäten setzen, die am einfachsten unter dem Begriff „Lebensqualität“ zusammengefasst werden können. „Wohlfühlen im Alltag in Minden“ wird zum Trend der kommenden Jahre in unserer Stadt werden. Aus einer am Abend verödeten Innenstadt muss wieder ein lebendiger Stadtteil werden. Ein Event-Zentrum, das neben funktionellem Angebot von Geschäften, Büros und Wohnungen auch Erlebniswelt und Vergnügen bietet. Und dazu müssen wir nicht Großstadt werden, wie ein Bürgermeisterkandidat kürzlich vorschlug, oder eine kreisfreie Stadt, wie der Gegenkandidat meinte. Politik, Verwaltung und Bürger, Hand in Hand, können Veränderung schaffen. Lassen Sie es uns anpacken, es gibt noch viel zu tun.