Mindens arme Kinder - Jedes 4. Kind lebt in Armut

Mindens arme Kinder – Jedes 4. Kind lebt in Armut

Vor einigen Tagen wurde der Mindener Sozialatlas im Jugendhilfeausschuss vorgestellt. Das Ergebnis ist erschreckend: Jedes vierte Kind in Minden lebt in Armut, besonders schlimm ist die Lage in Bärenkämpen und Rodenbeck. Damit übertreffen wir sogar Köln und liegen nur knapp hinter Bochum. Die Stadtverwaltung will den Kopf jedoch nicht in den Sand stecken und feilt an Lösungsansätzen.

A child looks out the window.

Es ist beunruhigend, wie viele Kinder in Minden unter schlechtesten finanziellen Voraussetzungen aufwachsen. Als arm gelten Kinder, wenn ihre Eltern von Leistungen nach dem Sozialgesetzbuch II abhängig sind. Das waren laut dem „Wegweiser Kommune“ der Bertelsmann Stiftung im Jahre 2012 in Minden 23,5 Prozent der Kinder unter 15. Der Stadtverwaltung zufolge sind insgesamt 9.400 Mindener im Leistungssystem erfasst.
Klar wird die Brisanz dieser Zahlen allerdings erst im Vergleich: 2012 lebten in Köln 22,1 Prozent der Kinder in Armut, also sogar noch weniger als in Minden. Der Schnitt in Nordrhein-Westfalen lag im selben Jahr bei 17,7 Prozent. Die höchste Kinderarmut gibt es in Gelsenkirchen, dort waren es 35 Prozent.
Das Problem bezieht sich allerdings nicht grundlegend auf das Kreisgebiet, sondern konkret auf Minden – die Kinderarmut in Minden-Lübbecke liegt nämlich nur bei 14,4 Prozent. In Hille zum Beispiel gelten nur 7,1 Prozent der Kinder unter 15 als arm.
Besonders stark betroffen sind die Stadtteile Bärenkämpen, Rodenbeck und das rechte Weserufer. In Bärenkämpen seien laut Stadtverwaltung mehr als die Hälfte der Unter-Dreijährigen und der Grundschulkinder von staatlichen Leistungen abhängig. In Rodenbeck ist die Lage fast genauso prekär, dort sollen insgesamt 696 Kinder in Familien mit SGB-Bezug leben.
Die Situation in Minden hat sich in den letzten Jahren enorm verschlimmert: Im Jahr 2006 gab es in Minden 2.776 als arm geltende Minderjährige, Ende Dezember 2013 waren es schon 3.192.
Die Zahlen bieten laut Bürgermeister Michael Buhre eine Übersicht und eine gute Grundlage für politisches Handeln und für Projekte in den besonders betroffenen Stadtteilen. „Obwohl die Zahlen teilweise besorgniserregend sind, stecken wir den Kopf nicht in den Sand, sondern überlegen, wo wir unterstützen, fördern und ansetzen können und zwar strategisch und ganzheitlich“, gibt sich Buhre optimistisch.

Kinderarmut in den Landkreisen (Kinder unter 15)
Schaumburg: 15,4 %
Lippe: 14,7 %
Minden-Lübbecke: 14,4 %
Quelle: „Wegweiser Kommune“ der Bertelsmann Stiftung, 2012

Kinderarmut in Minden und umliegenden Städten (Kinder unter 15)
Minden: 23,5 %
Bückeburg: 16,7 %
Petershagen: 12 %
Porta: 11,1 %
Hille: 7,1 %
Quelle: „Wegweiser Kommune der Bertelsmann Stiftung“, 2012

Anteil der Minderjährigen in Mindener Stadtteilen, die in SGB II-abhängigen Familien leben
Bärenkämpen: 47,7 %
Rodenbeck: 40,7 %
Rechtes Weserufer: 39,3 %
Innenstadt: 29,4 %
Königstor: 23,3 %
Meißen: 19,3 %
Dankersen: 19,2 %
Nordstadt: 12,4 %
Leteln/Aminghausen: 10,9 %
Kutenhausen: 10 %
Quelle: Stadt Minden, 2013

In allen nicht aufgeführten Stadtteilen liegt die Quote unter 10 Prozent, am niedrigsten ist sie in Stemmer und Päpinghausen.