10 Orte in Schaumburg, die man gesehen haben muss - Teil II – Grabpyramide vom Grafen Wilhelm im Schaumburger Wald

10 Orte in Schaumburg, die man gesehen haben muss – Teil II – Grabpyramide vom Grafen Wilhelm im Schaumburger Wald

Die historische Grabpyramide mitten Wald

Die alten Bäume recken sich mächtig gen Himmel. Der kleine Waldweg, der vom Jagdschloss Baum zu einer ganz besonderen Grabstätte führt ist über und über mit Laub bedeckt. Der Nebel wabert gemächlich über den Boden. Bei jedem Schritt knatscht der aufgeweichte Boden unter den Schuhen. Man muss schon ein wenig aufpassen, um auf dem nassen Laub-Matsch-Gemisch nicht auszurutschen. Aber es lohnt sich.

Die erste Hälfte des Weges führt fast schnurgerade aus, bis man auf dem Pfad nach links abbiegt, um nach wenigen hundert Metern von weitem den spiralförmig angelegten Garten zu erblicken. Zugegeben, in der dunklen Jahreszeit ist es schon etwas gruselig hier. In der Ferne hört man das flinke Klopfen eines Buntspechts. Hier und da klettern emsige Eichhörnchen die Bäume rauf und runter.
Und dann, mitten im Wald liegt er vor einem: Der akkurat angelegte Ruhegarten der fürstlichen Familie um Graf Wilhelm zu Schaumburg-Lippe, gestorben 1777 im Haus Bergleben in Wölpinghausen, seine Frau Gräfin Marie Barbara Eleonore sowie die dreijährig verstorbene Tochter Emilie. Die Eltern konnten den frühen Tod ihres Kindes nicht verkraften. Nur zwei Jahre später verstarb Wilhelms junge Ehefrau, er selbst folgte seiner Familie ein Jahr darauf. Der Ruhegarten gilt als Symbol des irrend suchenden Lebensweges des Menschen auf dem Weg zur Vervollkommnung. Hier im Schaumburger Wald im Ruhegarten liegt die Grabpyramide der Grafenfamilie. Graf Wilhelm hat sie selbst nach antikem Vorbild mit eingeschnittenem dorischen Portikus und einem Globus als Bekrönung entworfen. Pyramide und Ruhegarten sollen Ausdruck natur-religiöser Frömmigkeit des Grafen Wilhelm in freimaurerisch inspirierten Formen sein, heißt es – und ist damit seine wohl persönlichste Hinterlassenschaft. Über der Tür zur Grabkammer der Pyramide befindet sich zudem eine von ihm verfasste Inschrift.
Ein Ausflug in den Schaumburger Wald lohnt sich bei jedem Wetter: Einfach festes Schuhwerk an, Regenjacke mitnehmen und los geht es.

Wer war Graf Wilhelm?
Graf Wilhelm Friedrich Ernst zu Schaumburg-Lippe wurde in London geboren und regierte von 1748 bis zu seinem Tod 1777. Er wird heute als bedeutender Militärtheoretiker beschrieben. Seine Politik wurde durch konfliktträchtige Beziehungen zur Landgrafschaft Hessen-Kassel geprägt. Die Grafschaft Schaumburg-Lippe drohte damals von dessen Herrscher übernommen zu werden. Graf Wilhelm wusste dies zu verhindern. Er sammelte Erfahrungen bei Friedrich dem Großen in Berlin und war dort mit dem Schriftsteller und Philosophen Voltaire. Als kur-braunschweig-lüneburgischer Generalmajor im Siebenjährigen Krieg erhielt er für seine Kämpfe mehrere Auszeichnungen. In der Schlacht bei Minden 1759 wehrte er beispielsweise den Angriff des rechten Flügels der französischen Armee ab. Wenig später erhielt er den Oberbefehl über die gesamte Artillerie der verbündeten Heere.
Graf Wilhelm starb am 10. September im Jagdhaus Bergleben in Wölpinghausen. Heute steht dort der sogenannte Wilhelmsturm.

Der Holzlagerplatz: Meist sind es uralte Eichen, die von der Revierförsterei Meinser Kämpen geschlagen werden.

Der Holzlagerplatz: Meist sind es uralte Eichen, die von der Revierförsterei Meinser Kämpen geschlagen werden.

Der Schaumburger Wald
Die Grabpyramide des Grafen Wilhelm zu Schaumburg-Lippe befindet sich mitten im Schaumburger Wald und gehört zur Revierförsterei „Meinser Kämpen“ (3.177 Hektar). In dem Teil, welcher heute noch zum Besitz der Fürstlichen Hofkammer gehört und auch von ihr Betrieben wird. Die anderen Bereiche des Waldes sind im Besitz des Landkreises Schaumburg. Früher war der Schaumburger Wald Grenze zwischen Preußen und Schaumburg-Lippe. Die sogenannte Schaumburger Landwehr markierte später die Grenze zwischen Schaumburg-Lippe und Westfalen. Die Revierförsterei verfügt über einen großen Holzlagerplatz mit Betonstraße. Übrigens: Durch den Schaumburger Wald zieht das stärkste Rotwildvorkommen Deutschlands. Foto: Walschek